Sein erster Berufswunsch ist Landwirt, erinnert sich Dr. Johannes T. Grobe. Gerne würde er auf dem elterlichen Bauernhof im sauerländischen Schmallenberg in die Fußstapfen seines Vaters treten. Für das jüngste von fünf Kindern – vier Jungen, ein Mädchen – ist das jedoch keine ernsthafte Option. Früh beginnt er sich für Technik zu interessieren und packt überall mit an, wo es etwas zu reparieren gibt. Das reicht vom Gebläse über die Motorsäge bis hin zum Traktor, für den er mit 15 Jahren den Führerschein erwirbt.

Nach der Schule geht es nach Aachen an die RWTH. Grobe denkt kurz über ein Studium der Elektrotechnik nach, entscheidet sich dann aber für Maschinenbau – mit Schwerpunkt Informatik. In seiner Promotion widmet er sich dem ‚Reengineering von computerunterstützen Geschäftsprozessen am Beispiel von Großkrankenhäusern‘. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule erhält er erneut die Gelegenheit, sich um Traktoren zu kümmern: Für ein Jahr wird er an den Landmaschinenhersteller John Deere ‚ausgeliehen‘, wo man gerade das Prinzip der Teamarbeit einführt. In diesem Zusammenhang werden eine neue Montageanlage gebaut, die Traktoren upgedatet und die Arbeitsorganisation entsprechend angepasst. Grobes Aufgabe ist es, dafür ein Innovationsmanagement aufzubauen.

Zur Person

Dr. Johannes T. Grobe

Von 1998 bis 2015 ist der gebürtige Sauerländer für Rexroth tätig, ein Unternehmen, das bis 2001 zum Mannesmann-Konzern gehört und danach von Bosch übernommen wird. Die letzten drei Jahre davon leitet der promovierte Informatiker und Maschinenbauer dessen Niederlassung in Indien, bevor er zur Dürr AG wechselt. Seit April 2019 ist der 53-Jährige einer der drei Geschäftsführer von KHS.

Innovationsmanager und Sanierer

Mit 33 Jahren heuert er im Bereich Rexroth ­Hydraulics bei Mannesmann Rexroth an. Als Projektleiter im Change-Management beschäftigen ihn zwei große Themen: Zum einen gilt es auch hier, ein Innovationsmanagement aufzubauen. Zum anderen ist er mit der Sanierung einer Produktdivision betraut, die er aus den roten Zahlen herausführt.

Für Grobe ist das eine gute Vorbereitung auf seinen nächsten beruflichen Schritt: Im Zuge der Übernahme von Rexroth durch Bosch entwickelt er 2001 ein Standortkonzept und bereinigt das Sortiment im Bereich Industriehydraulik um redundante Produkte. Ende 2003 muss er sich entscheiden, ob sein weiterer Weg ihn in die Produktion oder zum Produkt führt. Er wählt letzteres und wird Leiter des Produktmanagements für industrielle Anwendungen sowie Vertriebsleiter für Industriesteuerungen.

Grobe ist bekennender Opernliebhaber: „Lieber Zauberflöte oder Figaro als Lohengrin“, räumt er schmunzelnd ein. Eines der größten Highlights seiner Tätigkeit bei Rexroth ist deshalb die 2010 unter seiner Ägide abgeschlossene Sanierung des legendären Bolschoi-Theaters in Moskau. „Das einzig Erhaltenswerte waren die Zuschauerränge“, erinnert er sich. Rund 200 Millionen Euro lassen sich die Russen die neue Bühnentechnik kosten – vom Stahlbau über die in einzelne, separat ansteuerbare Segmente aufgeteilte Bühne bis hin zu den Winden und Zügen im Schnürboden. Neben diesem eher exotischen Auftrag dreht sich seine Arbeit in den Jahren 2007 bis 2012 vor allem um Engineering und Systementwicklung für Industrieanlagen. Das reicht von Kunststoffmaschinen über Gießereien und Walzstraßen bis hin zum Stahl- und Wasserbau, dem sogenannten Civil ­Engineering. In diesen Bereich fällt auch die Erweiterung des Panamakanals, an der Rexroth sich mit Antriebs- und Steuerungstechnik zum Auffangen des Süßwassers in sogenannten Wassersparbecken beteiligt.

Incredible India

Besonders geprägt haben Grobe die Jahre zwischen 2012 und 2015: Als Managing Director von Bosch ­Rexroth India verantwortet er unter anderem den Bau und Bezug eines neuen Werkes in Ahmedabad: „Das war ein 40-Millionen-Projekt, an dem insgesamt rund 11.000 Leute beteiligt waren“, sagt Grobe. Besonders stolz ist er darauf, dass die Niederlassung im Umzugsjahr mit dem von Rexroth weltweit verliehenen Qualitätspreis ausgezeichnet wurde. „Dass wir selbst unter diesen erschwerten ­Bedingungen ‚Null Fehler‘ bei unseren Kernprodukten erreichen konnten, hat mir gezeigt, was in Indien möglich ist. Das Land zeichnet sich durch seine intelligente und wissbegierige Jugend aus, die ernsthaft danach strebt, ihre Lebenssituation zu verbessern.“ Das friedliche Nebeneinander von Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft, ihr Lächeln, ihre Zufriedenheit und Gelassenheit – das alles hat ihn nachhaltig beeindruckt.

In Indien hat Grobe auch das erste Mal Berührung mit KHS – schließlich sind die beiden Unternehmen Nachbarn. Yatindra Sharma, dem dortigen Managing ­Director von KHS, begegnet er regelmäßig in der Außenstelle des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).

Zurück in Deutschland verbringt Grobe dreieinhalb Jahre bei Dürr – als Senior Vice President Sales & Marketing in der Division Paint and Final Assembly Systems. Dort ist er mit Anlagen riesigen Ausmaßes konfrontiert: 400 Meter lang, 250 Meter breit und 40 Meter hoch können die sogenannten Paintshops sein, in denen Karosserien lackiert und später in der Endmontage mit ihrer Ausstattung versehen werden. Höhepunkt von Grobes Tätigkeit bei Dürr ist der Vertragsabschluss mit einem chinesischen VW-Joint-Venture über die größte jemals gebaute Anlage dieser Art. Mit einem Volumen von 1,3 Milliarden Euro markiert sie auch einen Rekord beim Auftragseingang 2018 in der Division von Dürr.

Eines der bisherigen Highlights in Grobes Berufsleben war die zwischen 2007 und 2016 erfolgte Erweiterung des Panamakanals, an der Bosch Rexroth beteiligt war.
Eines der bisherigen Highlights in Grobes Berufsleben war die zwischen 2007 und 2016 erfolgte Erweiterung des Panamakanals, an der Bosch Rexroth beteiligt war.

Gelungener Start

Seit dem 1. April 2019 ist Grobe als Geschäftsführer bei KHS verantwortlich für Sales und Service. Seine ersten Monate bei KHS beschreibt er rundweg positiv: Von den beiden Kollegen in der Geschäftsführung und allen Mitarbeitern, die er bisher kennengelernt hat, sei er sehr freundlich aufgenommen worden. In den ersten Wochen hat er alle Technikbereiche durchlaufen, um einen tiefgreifenden Einblick in die Produkte und die Struktur des Unternehmens zu gewinnen. Anschließend ging es zu den Kunden, besonders in den Wachstumsmärkten Afrika, Asien und Brasilien in den Auslandsgesellschaften sowie zu den Key Accounts. An seinem neuen Job reizt ihn die Aufgabe, KHS nach wechselvollen Zeiten vorwärts zu bringen und die Verlässlichkeit des Unternehmens herauszustellen. Unter dem Motto ‚One team, one goal‘ möchte Grobe mit dem Ziel noch stärkerer Kundenorientierung die Bereiche Technik und Vermarktung künftig vernetzen. Leidenschaft und Spaß sind ihm besonders wichtig – auch als Voraussetzung dafür, technologisch voranzukommen.

Wenn er sich nicht gerade eine Oper anschaut oder eine Kunstausstellung besucht, treibt Grobe, der mit seiner Frau im unterfränkischen Lohr am Main lebt, als Ausgleich Sport: Er läuft gerne – auch lange Strecken, wobei er sich den München-Marathon im letzten Jahr als Staffellauf mit drei Teamkollegen geteilt hat. Tatsächlich ist der Mann auch beruflich immer auf Achse – um mit Kunden in der ganzen Welt neue technische Lösungen zu entwickeln und umzusetzen ... sein Antrieb ist die Leidenschaft.