una mujer con traje

Eigengewächs

12.06.2024,

5 Min. Lesedauer

Mit Übernahme der Position Executive Vice President Service Division erklimmt Dagmar Swientek eine neue Stufe in ihrer beruflichen Laufbahn, die bisher durchgehend mit KHS und weitestgehend mit dem Fachbereich Service verwoben ist.

Seit über 25 Jahren ist Dagmar Swientek bereits bei KHS beschäftigt. Nur fünf Jahre nach der Fusion von Holstein & Kappert mit Seitz Enzinger Noll zu KHS dazugestoßen, ist sie längst eine echte Insiderin. „Eingestiegen bin ich damals während einer wirtschaftlich schwie­rigen Zeit“, erinnert sie sich. Im Lauf ihrer langen Betriebs­zu­ge­hörig­keit hat sie einen entsprechend enormen Wissens- und Erfahrungs­schatz angehäuft. 

Überhaupt wird Kontinuität in ihrem Leben groß geschrieben: So fühlt sie sich dem Standort Dortmund, den sie seit frühester Kindheit als ihre Heimat betrachtet, eng verbunden: „Ich bin eine echte Lokal­patriotin“, lacht Swientek. „Ich liebe die engagierten Menschen hier in der Region und finde es toll, wie sich die frühere Kohle- und Stahl­me­tro­pole im Lauf der Zeit in eine moderne Stadt mit attraktivem Kulturprogramm gewandelt hat – noch dazu eine der grünsten weltweit.“

 

Handfester Start

Gleich nach dem Abitur entscheidet sie sich gegen ein klassisches Studium und beginnt stattdessen ein duales Studium bei KHS, schon damals einer der größten Arbeitgeber der Stadt. „Mir gefiel die Vorstellung eines eher handfesten Starts ins Berufsleben. Die Zweigleisigkeit von Studium und Lehre war zwar damals noch recht neu, erschien mir aber sehr spannend.“ Die verschiedenen Stationen und Bereiche zu durchlaufen, schafft bei ihr ein tiefes Verständnis dafür, wie bei einem ­Maschinen- und Anlagenbauer Prozesse von A bis Z ablaufen und ermöglicht ihr zugleich, ein weitreichendes Netzwerk aufzubauen. Früh findet sie im Service ihre Heimat, wo sie nach nur zwei Jahren bei KHS im Ordermanage­ment bereits einen eigenen Bereich aufbauen und eigenverant­wortlich mit Kunden zusammenarbeiten kann. Parallel zu diesem „wahren Leben“, wie sie das Arbeiten in der Praxis nennt, geht unterdessen das Betriebs­wirtschaftsstudium weiter.

Eine für sie besonders prägende Erfahrung ist vor allem die Selbstständigkeit ihrer Eltern. Diese sind 1981 als Spätaussiedler mit ihren zwei kleinen Töchtern aus Oberschlesien nach Dortmund gekommen. Ende der Neunzigerjahre, während ­Dagmar ­Swientek ihren Schulabschluss macht, gründen ihr Vater, ursprünglich Schlosser, und ihre ­Mutter, bis dahin Sachbearbeiterin in einer Spedition, quasi aus dem Nichts ­heraus ­gemeinsam ein Logistik­unternehmen, das Hotels und Restaurants im näheren und weiteren Umkreis mit frischen Lebensmitteln beliefert. „Ich habe diesen verhältnismäßig späten Sprung meiner Eltern ins kalte Wasser damals sehr bewusst miterlebt“, sagt die heute 44-Jährige. „Deshalb kenne ich den Stellenwert von Eigeninitiative. Ich weiß, wie wertvoll Zeit ist, was es heißt, sich Ziele zu setzen, um sich zu verändern. Und ich habe gelernt, was es bedeutet, mit viel ­Engagement herausfordernde Tätigkeiten zu absolvieren, geschäftlichen Erfolg zu haben, dabei privat Mensch zu bleiben und den Job mit einem funktionierenden Familienleben zu vereinen.“

eine Frau, die in die Kamera lächelt

Dagmar Swientek, Executive Vice President Service Division, KHS

Übernahme von Führungsverantwortung

2006 übernimmt Swientek im Rahmen einer Umorganisation ihre erste Führungsaufgabe für die Region Zentraleuropa: „Hier konnte ich für mich erste strukturelle Themen selbst umsetzen, indem ich das Team und die Organisation an meine Vorstellungen angepasst habe.“ Bereits vier Jahre später wird ihr das globale Ordermanage­ment übertragen. In enger Zusammenarbeit mit den weltweiten KHS-Tochtergesellschaften verantwortet sie hier alle Ersatzteil- und Umbauangebote, -aufträge und -rechnungen. Nach der einjährigen Elternzeit kehrt sie 2015 zurück und bekleidet erstmals strategische Positionen, zunächst im Service, dann im Bereich Sales and Service. Zu ihren Aufgaben zählen dort etwa die Optimierung von globalen Prozessen und Systemen, das Thema Standardisierung oder die Etablierung von Benchmarks innerhalb der KHS Gruppe.

Anfang 2023 schließlich wird sie Geschäftsführerin der KHS Austria, einer Tochtergesellschaft, die über Österreich ­hinaus die gesamte Adriaregion betreut – von Italien, Ungarn und dem Balkan über Griechenland bis hin zu Zypern und ­Malta. „Mein Job war es hier, die große Region im Sinne unseres Strategieprogramms „One KHS“ gemeinsam mit den Führungskräften aus den Market Zones aufzubauen, zu strukturieren und unsere Präsenz weiter zu stärken“, erklärt ­Swientek. Das Engagement an dieser Stelle endet nach 12 Monaten, als der nächste ­Karriereschritt ansteht. Die Arbeit mit den südosteuropäischen Kollegen und die Entwicklung von Kunden hätten ihr dabei sehr viel Spaß gemacht, betont sie. 

„Auf dem Weg in die oberen Führungsebenen braucht man extrem viel Energie, Durch­halte­vermögen und Resilienz – sowie das Vertrauen von Vorgesetzten und Geschäfts­führung.“

eine Frau lehnt an einem Fenster

Dagmar Swientek

Executive Vice President Service Division, KHS

Kein vorgezeichneter Weg

In ihrem Fall heißt das, mit Beginn des Jahres 2024 die Rolle des Executive Vice President Service Division für die gesamte KHS ­Gruppe zu übernehmen, was sie zu einer der führenden Frauen im Unter­nehmen macht. In Vorbereitung auf einen solchen Karriere­schritt seien insbesondere Eigeninitiative und die Bereitschaft, sich einzubringen, wichtig, ein großes Interesse an fachübergreifenden Themen und Projekten sowie der Wille, mitzugestalten. Außerdem müsse man für sich im Sinne der eigenen Weiterentwicklung Unterstützung durch begleitende Trainings oder Mentoring­programme einfordern. „Der Weg in die oberen Führungsebenen ist nach dem dualen Studium keinesfalls vorgezeichnet. Man braucht dafür extrem viel Energie, Durchhaltevermögen und Resilienz – vor allem aber letztlich das Vertrauen von Vorgesetzten und Geschäfts­führung, die davon überzeugt sind, dass man die richtige Person für den Job ist“, betont sie. 

Als Ziel hat sie sich in ihrer neuen Rolle gesetzt, das Servicegeschäft international weiter auszubauen. Dafür möchte sie die Kollegen in den Regionen stärken, international vernetzen und dabei selbst als eine Art Katalysator wirken. Wichtig sei es beispielsweise, die geeigneten Qualifikationen vor Ort bereitzustellen und sich eng mit dem Supply-Chain-Team abzustimmen, um das Thema ­Lieferzeiten stetig zu optimieren. Das ­übergeordnete Ziel sei es, weiterhin ein verlässlicher Partner für Kunden weltweit zu sein und den KHS-Anlagen und -Ma­schinen eine lange ­Lebensdauer zu ermöglichen. Swientek sieht sich und das Unternehmen vor allem mit zwei großen Herausforderungen konfrontiert: Die eine betreffe den allgegenwärtigen ­Fachkräfte­mangel, der globale Lösungen erfordere. Die andere bestehe in der Digitalisierung. Ein Aspekt, dem sie in diesem Zusammenhang einen hohen Stellenwert beimesse, sei das Thema OT-Security. Ein weiterer kreist um Künstliche Intelligenz, die künftig sicher viele Möglichkeiten der Automatisierung eröffne – eine spannende Reise, findet sie, von der KHS und seine Kunden nur profitieren könnten.

 

Die Freizeit gehört den Kindern

Eine Herausforderung im privaten Bereich ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, wobei Swientek auch diese Frage nicht als frauenspezifisch verstanden wissen möchte: „Mein Mann ist ebenfalls als Führungskraft beschäftigt, im IT-Bereich. Unser berufliches Engagement fordert von uns beiden Flexibilität, Offenheit in der Abstimmung, um etwa Dienstreisen zu syn­chronisieren, oder Telefon­konferenzen auch mal auf den späten Abend zu legen. Wir sind ein gleichberechtigtes Team und das ist uns sehr wichtig. Gemeinsam möglichst viel Zeit mit unseren Kindern zu verbringen, hat für uns absolute Priorität.“ Insofern ist es nur logisch, dass die Freizeit ganz den zehnjährigen Zwillingen gehört. Mit ihnen verbringt das Paar viel Zeit in der Natur, im Fußballstadion oder beim Backen. Oder damit, auf Reisen zusammen neue Orte zu entdecken, demnächst vielleicht im Rahmen einer ­Safari, wie Swientek hofft.