Keine Kompromisse
Für Getränkehersteller mit hoher Markenvielfalt und kleinen Chargen sind bedruckte Dosen oft eine teure und raumgreifende Angelegenheit. Mehr Flexibilität und geringere Kosten verspricht die Etikettierung der Dosen, wie das Beispiel des schottischen Craft-Brauers BrewDog beweist.
Mit einem Umsatz von rund 200 Millionen Euro ist der erst 2007 gegründete schottische Craft-Bier-Hersteller BrewDog die größte unabhängige Brauerei Großbritanniens. Auch sonst glänzt das höchst unkonventionelle Unternehmen mit beeindruckenden Zahlen: Während der letzten 10 Jahre betrugen die jährlichen Wachstumsraten zwischen 51 und 87 Prozent – damit zählt das Unternehmen zu den am schnellsten wachsenden seines Landes. Außer am schottischen Stammsitz in Ellon werden BrewDog-Biere in den USA, Deutschland und ab dem kommenden Jahr auch in Australien und China gebraut. Getrunken werden sie in über 60 Ländern – unter anderem in den rund 80 weltweit in Eigenregie betriebenen BrewDog-Bars.
Ein Ende der rasanten Expansion ist derzeit nicht in Sicht: Für 2019 erwarten die beiden Gründer James Watt und Martin Dickie einen Ausstoß von bis zu 650.000 Hektoliter – verteilt auf ein Portfolio von rund 100 Produkten. Den Löwenanteil bestreiten mengenmäßig sieben sogenannte Headliner-Biere, allen voran das Punk IPA, das alleine in Großbritannien über 40 Millionen Euro zum Konzernumsatz beisteuert. Eine wichtige Funktion für das Markenimage der Brauer als „Craft-Punks“ haben jedoch die Vielzahl an Bieren mit experimentellem Charakter sowie saisonale Spezialitäten, die vom Wechsel der Jahreszeiten inspiriert sind. Dazu zählen zum Beispiel ein weißes IPA oder ein winterlich gewürztes Amber Ale. Produkte wie diese werden mitunter in kleinen und kleinsten Auflagen zwischen 5.000 und 15.000 Dosen abgefüllt und stellen in der Herstellung und Abfüllung hohe Anforderungen an die Flexibilität.
»Jetzt können wir kurzfristig eine viel grössere Auswahl an Bieren in kleinen Chargen anbieten.«
Production Projects Manager, BrewDog
Einfache Lösung
„Von bedruckten Leerdosen müssen wir eine Mindestbestellmenge von 250.000 Stück abnehmen“, erklärt Alain Atmouni, Production Projects Manager bei BrewDog. „Das bedeutet, dass kleine Chargen entweder unverhältnismäßig teuer werden, oder dass wir uns riesige Bestände an Leerdosen auf Lager legen müssen – auch das zu entsprechenden Kosten.“
Eine verblüffend einfache Lösung bietet hier KHS, BrewDog spätestens seit 2015 durch die Installation der ersten Dosenlinie bestens vertraut. „Für Hersteller mit hoher Markenvielfalt und kleinen Chargen bieten wir die bewährte Etikettiermaschine Innoket Neo auch für Dosen an“, sagt Cornelius Adolf, Product Manager Labeling in Dortmund. „Diese Weiterentwicklung konnten wir in kürzester Zeit umsetzen, weil wir die Maschine aus bestehenden Komponenten entsprechend konfiguriert haben. Die Innoket Neo ist als Baukastensystem konzipiert, um ein breites Spektrum an Anforderungen abzudecken, die in der Getränkeindustrie immer spezieller werden.“
Eine besondere Hürde ergab sich aus dem hohen Qualitätsanspruch der Schotten: Ihr Craft Bier wird weder gefiltert noch pasteurisiert, sondern mit einer Temperatur von 2 Grad Celsius abgefüllt – jegliche äußere Einwirkung, die das Produkt verändert, muss ausgeschlossen werden. Weil die vollen Dosen deshalb nicht im Wärmer getrocknet werden können, bevor das Selbstklebeetikett angebracht wird, müssen sie im leeren Zustand etikettiert werden.
Cornelius Adolf beschreibt, wie das funktioniert: „Die leeren Dosen sind ohne ihren Deckel relativ instabil. Damit sie durch den seitlichen Druck beim Aufspenden des Etiketts nicht eingedrückt werden, stabilisieren wir sie durch Sterilluft mit Hilfe einer Sondertulpe. Anschließend wird die Dose im Rinser ausgespült, bevor sie in den Füller einläuft.“
Hohe Flexibilität
Zufrieden ist auch der Kunde, für den die Möglichkeit der Etikettierung des Weißblechbehälters ideale Bedingungen für die saisonale Kleinserienproduktion schafft: „Dadurch können wir unsere Produktion wesentlich flexibler gestalten und kurzfristig eine viel größere Auswahl an Bieren in kleinen Chargen anbieten”, freut sich Atmouni.
Eine Herausforderung stellt auch die Größe des Etiketts dar: Damit es Standardformate mit 330 oder 500 Milliliter Volumen komplett umspannt, muss es länger als 21 Zentimeter sein. Trotz dieses limitierenden Faktors ist Cornelius Adolf stolz darauf, dass die Maschine bis zu 35.000 Dosen pro Stunde verarbeiten kann. Damit hat die KHS ihr Portfolio um eine Lösung erweitert, um in diesem Leistungsbereich Dosen mit PSL-Etiketten zu versehen. Formatwechsel erfolgen schnell und werkzeuglos, was die Rüstzeiten erheblich verkürzt. Mit einer geringen Leistungsaufnahme punktet der Etikettierer mit hoher Energieeffizienz. Auch das kommt im Unternehmen gut an, das mit einem dedizierten Continuous-Improvement-Team daran arbeitet, den Stromverbrauch im gesamten Werk zu senken, den CO2-Footprint des Betriebs zu verringern und die Brauerei insgesamt effizienter zu machen.
»Die Innoket Neo ist ein Baukasten, der ein breites Spektrum an Anforderungen abdeckt.«
Product Manager Labeling bei KHS
Kürzere Time-to-Market
Die Innoket Neo bei BrewDog, die Anfang 2019 als Teil der zweiten Linie von KHS installiert wurde, ist die erste Maschine dieser Art – das Prinzip kann jedoch für jede handelsübliche Getränkedose adaptiert werden. Innerhalb weniger Stunden lassen sich das Packungsdesign verändern und die Behälter mit entsprechend gestalteten Etiketten versehen. „Wenn sie möchten, können Kunden ihre Etiketten sogar selbst drucken“, betont Cornelius Adolf. „Das verkürzt die Time-to-Market zusätzlich.“ Der Etikettierer von KHS kann selbstklebende Folien- oder Papieretiketten verarbeiten. Es ist möglich, die Behälter teilweise oder vollständig zu umkleben. Die Label lassen sich dabei optisch ausrichten. Und da die Maschine vor und nach dem Füller platziert werden kann, lassen sich sowohl volle als auch leere Dosen aller gängigen Größen etikettieren.
Um auf BrewDog zurückzukommen: Ein Kernsatz ihrer Philosophie ist es, in puncto Qualität niemals Kompromisse einzugehen. Umso passender ist es, dass der Abfüller mit KHS einen Partner gefunden hat, der in der Dosenabfüllung in Bezug auf Hygiene, Abfüllgenauigkeit und Sauerstoffaufnahme Weltmarktführer ist. Auch Flexibilität ist Trumpf, und so kann die Brauerei auf der neuen Linie selbstverständlich auch vorab bedruckte Dosen abfüllen, wenn höhere Stückzahlen das wirtschaftlich ermöglichen.