Die Schneider Sisters
Seit 1975 wird das KHS-Geschäft in Ostafrika erfolgreich von einer Familie aus dem Rhein-Neckar-Dreieck geführt. Inzwischen ist die zweite Generation am Zug – mit geballter Frauenpower.
Gefragt hat Denise Schneider-Walimohamed und Daniella Pleitz niemand, ob sie nach Afrika wollten. Kein Wunder: Die eine war beim Umzug nach Kenia erst eineinhalb Jahre alt, die andere noch lange nicht geboren. Heute führen sie das KHS Regional Center East Africa, Schneider-Walimohamed als Managing Director, Pleitz als General Manager. Das ist kein Zufall, sondern die Fortsetzung dessen, was die Eltern der beiden Schwestern vor 43 Jahren in Nairobi begonnen haben.
Vater Detlef Schneider, der bereits mit 15 Jahren bei Enzinger in Worms seine Lehre als Schlosser begonnen hatte, war häufig als Bauleiter bei Montagen in Südamerika im Einsatz. Seine spätere Frau Marliese lernte er bei seinem Arbeitgeber kennen: Sie hatte in den Sechzigerjahren bei Enzinger in Mannheim eine kaufmännische Ausbildung absolviert und arbeitete im Export. Als den beiden angeboten wurde, sich in Afrika mit Unterstützung eines bereits in der Region tätigen Investors selbstständig zu machen, zögerten sie nicht lange: Beide kannten das Geschäft, waren bodenständig und abenteuerlustig zugleich und schreckten vor harter Arbeit nicht zurück.
„In vielen Regionen Afrikas spielt die Frau eine sehr wichtige Rolle.”
Managing Director, KHS East Africa Ltd.
Vielbeschäftigte Eltern
So ging es 1975 mit Denise und ihrer für die „Familienlogistik“ zuständigen Oma nach Nairobi, wo die Eltern mit der neugegründeten Afrotech den Vertrieb und Service für ganz Ost- und Westafrika übernahmen – sie zuständig für Büro und Ersatzteile, er für Vertrieb und Technik. 12 bis 14 Stunden arbeiteten die Schneiders jeden Tag. Da blieb wenig Zeit für die Kinder, die sich jedoch nie langweilten. „Speziell in den Anfangsjahren hatten wir dauernd Besuch“, erinnert sich Schneider-Walimohamed. „Wer immer aus Deutschland nach Kenia reiste, wohnte bei uns im Haus – Monteure, Vertriebsleute, bis hin zum Vorstand. Da musste ich auch schon mal mein Zimmer räumen.“ Auch die eine oder andere Entbehrung fällt ihr wieder ein: „Abgefülltes Wasser gab es damals in Ostafrika noch nicht, und so kam zuhause nur ins Glas, was auf Enzinger-Maschinen abgefüllt wurde – meistens Sprite oder Sodawasser, jedenfalls keine Säfte. Manchmal aber ein ganz stark verdünntes Radler“, räumt sie ein. Sie und ihre acht Jahre jüngere Schwester Daniella haben in Afrika eine wunderbare Kindheit und Jugend verbracht, während der sie Land und Leute lieben lernten – mit vielen Freunden, vielfältigen Outdoor-Sportaktivitäten und unvergesslichen Safaris in den Ferien.
Angesichts der Tatsache, dass ihre Eltern auch in der Freizeit über wenig anderes als den Job sprachen, hatte die Jüngere sich immer geschworen, dass sie nicht in „die Firma“ einsteigen wolle. Schneider-Walimohamed hingegen hat diesen Weg von Anfang an fest im Blick gehabt: Nach ihrem Studium nahm sie einen Job als Consultant an. Zwischenzeitlich war die Vertretung in Kenia in ein neues, größeres Gebäude gezogen und um ein weiträumiges Lager sowie ein Servicecenter erweitert worden. Als deren Leiter, ebenfalls ein Ehepaar, das Unternehmen verließen, sprang sie im September 1997 ein und unterstützte ihre Eltern bei der Führung des Unternehmens.
Zu den Personen
Denise Schneider-Walimohamed
44 Jahre, kam 1975 im Alter von eineinhalb Jahren nach Kenia. Hier lebt und arbeitet sie bis heute - unterbrochen nur von vier Jahren Wirtschafts- und Sprachenstudium in Frankreich und zwei weiteren Jahren in Großbritannien. Insgesamt 20 Jahre ist sie bereits in dem Unternehmen beschäftigt, das ihre Eltern in Nairobi führten und das seit seiner Übernahme 2013 als KHS East Africa firmiert. Anfang 2017 übernahm sie zudem die Funktion als Head of Regional Center East Africa.
Daniella Pleitz
36 Jahre, wurde in Nairobi geboren. Nach dem Abitur in Kenia studierte sie in Deutschland und England. Ihre berufliche Laufbahn startete sie zunächst in Deutschland und arbeitete anschließend einige Jahre in Kanada bei dem Baumaschinenhersteller Komatsu. Seit Juni 2011 ist Pleitz wieder zurück in Nairobi, wo sie sich als General Manager schwerpunktmäßig um den After-Sales-Bereich kümmert und organisatorische Aufgaben übernimmt.
2010, als der Vater sich langsam aus dem Geschäft zurückzieht, fragt sie ihre Schwester Daniella, die es inzwischen nach Kanada verschlagen hat, ob sie nicht doch zurückkommen wolle. Im Zuge von immer mehr Überholungen und Anlagenverlagerungen ist die Belegschaft vor Ort inzwischen stark angewachsen, und Denise fühlt sich als einzige Deutsche mitunter allein auf weiter Flur. Beide überlegen lange, ob die Zusammenarbeit klappen wird, bevor Daniella, inzwischen Mutter einer Tochter, einwilligt. Es ist der Altersunterschied, der letztlich den Ausschlag gibt: „Denise war immer die große Schwester – eher eine zweite, strenge Mama als eine Spielgefährtin“, beschreibt Pleitz heute das besondere Verhältnis der beiden. „Als sie für das Studium von zuhause wegging, war ich erst acht Jahre alt“. Schneider-Walimohamed lacht: „Das ist schon ganz prägnant: Ich bin die Chefin.“ Ihre Schwester pflichtet ihr bei: „Zwischen uns war das nie ein Problem, weil sie ja schon viele Jahre im Unternehmen war und über immense Erfahrung und technisches Know-how verfügte, während ich ganz neu in die Branche kam.“
Auch die klare Aufgabenverteilung hilft: Denise kümmert sich um das Neumaschinengeschäft und Daniella um den After-Sales-Bereich, als „Mädchen für alles“, wie sie selbst lachend ergänzt. Seit 1. Juli 2013 als KHS East Africa ganz offiziell vom Dortmunder Systemanbieter übernommen, arbeiten für die Vertretung heute insgesamt 53 Mitarbeiter – 32 davon Servicetechniker. Bis auf die beiden bei KHS liebevoll „Schneider-Sisters“ genannten Deutschen besteht das Personal ausschließlich aus Kenianern.
„Wir müssen viel Überzeugungsarbeit leisten, dass es sich lohnt, seine Investitionen instandzuhalten.”
General Manager, KHS East Africa Ltd.
Frauen in Führung
Dass sie beide in Afrika als Frauen Führungspositionen besetzen, finden sie nicht außergewöhnlich: „Hier spielt die Frau eine sehr wichtige Rolle: Sie versorgt die Kinder, führt die Haushaltskasse und ist oft die Hauptverdienerin“, erläutert Schneider-Walimohamed, selbst Mutter von drei Kindern. „Afrikanerinnen arbeiten hart, um ihren Kindern etwas zu bieten.“ Entsprechend häufig treffe man Frauen in leitenden Funktionen, eine davon zum Beispiel an der Spitze der zweitgrößten Brauerei Kenias. Die Herausforderungen in Afrika seien andere: „Hier werden Maschinen häufig gefahren, bis es nicht mehr geht“, beschreibt Pleitz die Situation. „Da müssen wir sehr viel Überzeugungsarbeit leisten, dass es sich lohnt, seine Investitionen instandzuhalten.“ Ihre Wurzeln kommen den beiden Schwestern zugute, ist Schneider-Walimohamed überzeugt: „Wie unsere Eltern sind wir beide in all den Jahren deutsch geblieben. Da fällt es uns leicht, den Kollegen unsere Werte und unsere Disziplin zu vermitteln.“
Noch Fragen?
Denise Schneider-Walimohamed
Managing Director, KHS East Africa Ltd.
+254 733 611 253 denise.schneider-walimohamed@khs.com