Unternehmergeist und Unabhängigkeit werden Donald Deubel schon im Elternhaus vermittelt: Sein alter Herr ist einer der größten selbstständigen Händler für Goodyear-Reifen im Bundesstaat Michigan – und sowohl Vorbild als auch Mentor für seine beiden Söhne. Deren Idee, in seine Fußstapfen zu treten und das Geschäft zu übernehmen, redet der Vater ihnen jedoch aus: Früh hat er kommen sehen, dass der Reifenhersteller zukünftig stärker auf den unternehmenseigenen Vertrieb setzt und die Aussichten für eigenständige Händler sich eintrüben werden.

Auch von einem anderen lang gehegten Traum verabschiedet sich Deubel im Erwachsenenalter: Nach Jahren Spielpraxis gibt er den Wunsch auf, professioneller Eishockey-Spieler zu werden. „Irgendwann beschloss ich, dass sich mein Leben nicht an 365 Tagen im Jahr von morgens bis abends nur um den Sport drehen sollte“, erklärt Deubel und lacht: „Ich wollte schließlich auch ausgehen, Mädchen treffen und mit meinen Freunden Bier trinken.“

Jenseits des Sports fährt er im Studium von Anfang an zweigleisig: Deubel widmet sich der Wirtschaft – mit besonderem Fokus auf das Thema Projektmanagement – sowie der Kunststofftechnik. „In den frühen Achtzigerjahren war Plastik noch relativ neu“, erinnert er sich. „Vorlesungen und Seminare drehten sich hauptsächlich um das Spritzgussverfahren und die Automobilindustrie, wo der Werkstoff in erster Linie zum Einsatz kam. Für diese Branche interessierte ich mich zwar nicht besonders, war aber davon überzeugt, dass Kunststoff in Verpackungen die Zukunft gehörte – auch wenn das 1984 noch in den Kinderschuhen steckte. Deshalb galt mein Hauptinteresse dem Extrusionsblasverfahren und der Streckblastechnik – zu einer Zeit, als Behälter primär aus Glas oder Aluminium bestanden.“ Entsprechend führt ihn sein erster Job zur amerikanischen Tochter des in Deutschland beheimateten Extrusionsblasmaschinenherstellers Bekum. Was Deubel damals besonders begeistert, sind zum einen die enormen Wachstumschancen des Marktes, zum anderen der Reiz des Neuen, der sowohl vom Material als auch von den Maschinen ausgeht.

Vielfältiges Know-how

Prägend für seine berufliche Laufbahn sind fortan die Vielfalt und Breite der Themen, die ihn beschäftigen. Das ist kein Zufall, sondern Ergebnis einer ganz bewussten Festlegung: „Ich habe mich schon früh dafür entschieden, mein Wissen auf einer möglichst breiten Basis aufzubauen, statt mich auf ein bestimmtes Gebiet zu spezialisieren“, erklärt er. „Das gab mir zum Beispiel die Gelegenheit, viele Märkte und Branchen kennenzulernen, von Lebensmitteln und Getränken über Gesundheitspflege, Körperpflege, Haushalt und Chemikalien bis hin zur Automobilindustrie. Und parallel dazu konnte ich ein umfassendes technisches Fachwissen in den verschiedenen Arten der Kunststoffverarbeitung aufbauen, zum Beispiel in Extrusionsblas-, Spritzblas-, Streckblas-, Spritzguss- oder Thermoformtechnologie.“

Als einen der wichtigsten Meilensteine seiner beruflichen Laufbahn bezeichnet Donald Deubel die im November 2002 erfolgte Ausgründung und den Börsengang des Kunststoffverpackungsherstellers Constar durch seinen damaligen Arbeitgeber Crown, Cork & Seal. Als Mitglied der Geschäftsleitung ist er verantwortlich für Corporate Technologies, was die Forschung, Entwicklung und Konstruktion von Kunststoffbehältern umfasst – vom Konzept bis zur Kommerzialisierung. „Das war für mich persönlich und geschäftlich eine sehr spannende Zeit“, erinnert er sich. „Plötzlich avancierte ich vom kleinen Fisch in einem großen Teich zu einem großen Fisch in einem kleinen Teich.“ Von einem auf den anderen Tag ist seine Verantwortung enorm gewachsen – eine Herausforderung, vor der Donald Deubel nicht zurückschreckte. Der größte Reiz für ihn bleibt in dieser Zeit jedoch, die Verpackungen seines Teams am Point of Sale im Regal zu sehen. Ein besonderes Highlight, an das er sich gerne erinnert, ist die Umstellung des Produkts Arizona-Eistee von Glasbehältern auf PET-Flaschen.

»Ich habe mein Wissen auf einer breiten Basis aufgebaut, statt mich auf ein Gebiet zu spezialisieren.«

Donald Deubel
President & CEO, KHS USA

Zurück zur Maschinenseite

Nach weiteren Stationen wird Deubel Anfang 2018 Teil des KHS-Teams in den USA. „Nachdem ich viele Jahre in der Herstellung von Verpackungen tätig war, wollte ich zur Maschinenseite zurückkehren und meine Erfahrung durch den Bereich flexible Verpackung ausweiten.“ Von April bis Dezember 2019 ist er Chief Operating Officer am Standort in Sarasota in Florida, bevor er Ende 2019 zum President & CEO von KHS USA ernannt und damit gesamtverantwortlich für die beiden Standorte Sarasota und Waukesha im Bundesstaat Wisconsin wird.

Auf die Frage, wie sich sein Leben seitdem verändert hat, antwortet Deubel: „Ich war gerade zwei Monate in meiner neuen Funktion, als ich plötzlich die Corona-Krise managen musste – eine Aufgabe, auf die niemand in vergleichbarer Position vorbereitet ist. Als Führungsteam wollen wir die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter mit der des Unternehmens ins Gleichgewicht bringen. Aber unter diesen Umständen Kunden zufrieden zu stellen, unsere Mitarbeiter zu schützen und zugleich für das Unternehmen Geld zu verdienen ist eine Herausforderung, die uns sowohl persönlich als auch professionell sehr viel Aufmerksamkeit abverlangt.“

Als Ziele für die nahe Zukunft hat Donald Deubel sich vorgenommen, speziell im Plastikgeschäft stark zu wachsen, den pünktlichen und vollständigen Abschluss von Projekten durch KHS weiter zu optimieren und junge Fachkräfte für KHS zu gewinnen.

Obwohl seine freie Zeit in einem Job, der rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit erfordert, natürlich äußerst limitiert ist, spielt er auch weiterhin gerne Golf und macht Wassersport, fährt seine Harley-Davidson oder verbringt Zeit mit der Familie, zu der auch zwei Schäferhunde zählen.