Illustration aus dem Holstein & Kappert-Produktkatalog von 1906
Christopher Bentz
Paul Gustav Schulze

Vorzüglich bewährt

Etikettieranlage für den Hand- und Kraftbetrieb

Was hier wie ein kunstvoller Kupferstich wirkt, ist das Faksimile einer Original-Illustration aus dem Holstein & Kappert-Produktkatalog von 1906, ein Jahr bevor das bisherige Handelshaus für Brauerei-, Mälzerei- und Flaschenkellereieinrichtungen mit der Produktion eigener Maschinen begann. Gezeigt wird eine patentierte „Flaschen-Etikettier-Vorrichtung mit Transportband“, über die es heißt, sie habe sich vorzüglich bewährt, vermeide Flaschenansammlungen und erreiche „sehr große Leistungsfähigkeit bei geringster, leichtester Bedienung.“

Der Apparat bestand aus einem Arbeitstisch, dem Transporteur, einem seitlich angebrachten Etikettier-Hilfsapparat und bot Raum für den Flaschenkasten. Auf dem Transporteur konnten die Flaschen „gründlich durchleuchtet werden, sodass das Innere derselben ohne Arbeits- und Zeitverlust von dem Etikettierer nochmals nachgesehen werden kann.“ Der Preis der großen Ausführung für eine „Doppelkolonne von 20.000 bis 26.000 Flaschen per 10 Stunden und mehr“ betrug damals 400 Mark.

Bodenständiger Überflieger

Gebürtiger Dortmunder in Dortmunder Traditionsunternehmen

„Wenn jemand auf meine Vita schaut, könnte er denken, dass ich ein langweiliges Leben führe“, vermutet Christopher Bentz. „Vom Kindergarten über Schule und Studium bis hin zu meinem heutigen Job bei KHS – es scheint fast, als wäre ich nie über Dortmund hinausgekommen.“ Aber das Gegenteil ist der Fall: Der 33-Jährige liebt es, immer wieder Neues auszuprobieren, ob auf seinen Reisen in exotische Länder oder entlegene Regionen, während der Flugstunden, die er genommen hat, um „Physik zum Anfassen“ zu erleben, oder im Beruf.

Dazu gehört für ihn auch der Wechsel vom wissenschaftlichen Mitarbeiter an der TU Dortmund in die Industrie: 2014 und 2015 absolvierte er bei KHS ein 18-monatiges Traineeprogramm, das ihn auch nach Mexiko an den Produktionsstandort Zinacantepec führte. Zunächst auf optische Messtechnik spezialisiert, arbeitet der promovierte Elektroingenieur inzwischen im Bereich Line Engineering als technischer Projektleiter für den Produktkonfigurator. Hier wirkt er daran mit, Prozesse effizienter und kundenfreundlicher zu gestalten, damit KHS nicht nur auf eine lange Vergangenheit zurückblicken kann, sondern auch für die Zukunft gut aufgestellt ist.

Wo die Liebe hinfällt

Nestbau in Rheinhessen

Paul Gustav Schulze wird am 4. August 1870 in Freiberg in Sachsen geboren. Nach der Lehre zum Former und Gießer kommt er als Wandergeselle zusammen mit einem Tippelbruder um 1890 nach Worms-Pfeddersheim, wo beide Arbeit bei L. A. Enzinger finden. Während der Kollege wie geplant ins Saarland weiterzieht, bleibt Schulze am Rhein – der Liebe wegen. Schon bald wird die Pfeddersheimerin Katharina seine Frau und schenkt ihm vier Söhne und sechs Töchter. Die große Familie des zwischenzeitlich zum Former und Gießermeister aufgestiegenen Schulze bewohnt zwei Werkswohnungen auf dem Enzinger-Firmengelände.

Als die ersten Kinder „aus dem Haus“ sind – alle Söhne haben beim Vater eine Ausbildung absolviert – kauft Paul Schulze ein Haus in der Straße, die inzwischen als Enzingerstraße auch die Heimat des Wormser Werks von KHS ist. Seine Enkelin, heute 88-jährig, wohnt immer noch hier und erinnert sich an ihren 1948 verstorbenen Großvater als einen weltoffenen und belesenen Mann mit vielen Interessen.