Irmtraud Hankeln
Büroarbeit wie am Fließband – Die Abteilung NAKA (Nachkalkulation) bei den Seitz-Werken
H&K-Lehrlinge auf Brautschau – Mit dem Omnibus ins Naherholungsgebiet

In der Juchostraße zu Hause

Wohnen bei Holstein & Kappert

Bis 1938 waren im Souterrain des Verwaltungsgebäudes von Holstein & Kappert drei Werkswohnungen untergebracht: je eine für den Cheffahrer und den Portier sowie eine für den Werksmeister der Schlosserei, Heinrich Freudenthal. Seiner Tochter, Irmtraud Hankeln, heute 88 Jahre alt, hat sich besonders der lange, schwarz-weiß geflieste Flur eingeprägt. Wenn sie hier Rollschuhlaufen übte, wurde jedes Mal der lange Teppich aufgerollt.

Auf der anderen Straßenseite lag der Garten der Freudenthals, den die kleine Irmtraud zusammen mit ihrem Großvater bearbeitete. „Zog der Schäfer mit seiner Herde durch die Juchostraße, sammelte ich mit Eimerchen und Schippchen die Hinterlassenschaften ein, um für Naturdünger zu sorgen“, erinnert sie sich. Mit diesem verbindet sie eine nachhaltige Erfahrung: Einmal sprang sie stürmisch auf dem Holzdeckel des im Garten eingegrabenen Jauchefasses auf und nieder, bis dieser zerbrach und sie bis zum Hals in der Gülle versank.

Büroarbeit wie am Fließband

Die Abteilung NAKA (Nachkalkulation) bei den Seitz-Werken

Um Mitarbeiter „rationell“ einzusetzen, wurde die Arbeitsteilung in den Fünfzigern vorangetrieben: Wie die Prozesse in der Produktion wurden auch die Abläufe im Büro als Fließarbeit organisiert. Die eintönigen Tätigkeiten blieben dabei den Frauen vorbehalten, während die leitenden Funktionen von Männern übernommen wurden.

Auch bei den Seitz-Werken in Bad Kreuznach stellte sich langsam der Fortschritt ein, erinnert sich Erich Mörbel, auf dem Foto von 1950 rechts in der vorletzen Reihe: „In dieser Zeit haben wir die Lohnabrechnung schon auf Lochkarten umgestellt. Aber bis der erste IBM-Computer in unserem Büro stand, dauerte es noch bis 1970.“ Aufgabe der Abteilung NAKA, deren Leitung der heute 92-Jährige später übernahm, war die Kosten­ermittlung abgeschlossener Projekte, um zukünftige rentabler kalkulieren zu können.

Insgesamt war Mörbel 48 Jahre bei den Seitz-Werken und SEN beschäftigt, unterbrochen nur von viereinhalb Jahren in Reichsarbeitsdienst, Wehrmacht und Kriegsgefangenschaft.

H&K-Lehrlinge auf Brautschau

Mit dem Omnibus ins Naherholungsgebiet

Einer der Höhepunkte der Lehre war in den Fünfzigerjahren der alljährliche sommerliche Betriebsausflug. Abgebildet ist eine Gruppe angehender Hakatisten, wie die Mitarbeiter von H&K sich nannten, 1954 bei der Ankunft am Seilersee in Iserlohn, kaum 30 Kilometer vom Dortmunder Werk entfernt.

„Während unsere Ausbilder piekfein herausgeputzt waren, hatten wir jungen Männer uns abgesprochen, einen Strohhut zu tragen“, erinnert sich der heute 80-jährige Karl-Friedrich Wecke (vordere Reihe ganz rechts, hockend). Und nicht nur damit ziehen sie ihren Lehrmeister Robert Schwarz (fünfter von links, im Zweireiher) liebevoll auf, sondern auch, in dem sie den ganzen Tag lang immer wieder sein damaliges Lieblingslied zum Besten geben: „Ham se nich ’ne Braut für mich“ – seinerzeit ein populärer Schlager von Bully Buhlan. Für wen von den versammelten Herren sich der gesungene Herzenswunsch zuerst erfüllen sollte, kann Wecke jedoch beim besten Willen nicht mehr rekonstruieren.