Frischzellenkur

Das legendäre Zischen, das beim Anheben des Kronkorkens einer Flasche Coca-Cola entsteht, wird weltweit als Synonym für Erfrischung wahrgenommen. Das gilt auch für Mexiko, wo eine Episode in der Geschichte des Unternehmens RICA mit genau diesem Geräusch eng verknüpft ist: Don Antonio Rivera Venegas erfand eine Prägemaschine für die Serienfertigung von Kronkorken und stellte damit die Getränkeabfüllung in Mexiko auf professionelle Füße. Vor über 70 Jahren gründete der Unternehmer die Embotelladora La Minera – inzwischen Embotelladora Las Margaritas. Mit ihren zwei ­Abfüllbetrieben in Pachuca und Cuautla ist sie heute Teil der ­Corporación RICA, deren Name ein Akronym aus den ersten Silben der Nachnamen des Gründers (Rivera) und seiner Frau (Castellanos) ist.

In Mexiko, dem mit 125 Millionen Einwohnern fünftgrößten Land auf dem amerikanischen Doppelkontinent, erzielt der Coca-Cola-Konzern rund 12 Prozent seines weltweiten Absatzes. Insgesamt gibt es hier acht unabhängige Coca-Cola-Abfüller. Unter diesen ist RICA mit seinen rund 2.300 Mitarbeitern zwar nicht der größte, rühmt sich aber aus gutem Grund, einer der besten zu sein: Seit Jahren ist das Abfüllunternehmen hinsichtlich seiner operativen Exzellenz ein Referenzbetrieb – sowohl innerhalb Mexikos als auch im Coca-Cola-Konzern weltweit. Das belegen zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem der „Copa Legacy“, ein Pokal, den die Dachorganisation Indust­ria Mexicana de Coca-Cola (IMCC) in Anerkennung herausragender Leistungen sowohl in der Strategieumsetzung als auch in den Geschäftszahlen verleiht. Fast ein Abonnement hat RICA auch auf den National Quality Award, den man bereits sieben Mal gewonnen hat. Darauf ist Julio Rodriguez, Betriebsleiter in Cuautla, besonders stolz: „Sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer und ökologischer Hinsicht vorbildlich zu sein, ist für uns wichtig. Das spiegelt sich in unserem Projekt „RENOVACIÓN“ wider, mit dem wir unseren Maschinenpark sukzessive verjüngen und unsere Philosophie weiterentwickeln, um als RICA-Familie enger zusammenzuwachsen.“ An erster Stelle der Modernisierung stehen jedoch massive Investi­tionen: 20 Millionen Euro hat das Unternehmen in den letzten Jahren in die Erneuerung seiner technischen Ausstattung gesteckt – mit dem Ziel, die Betriebskosten zu reduzieren, ohne beim Ausstoß oder bei der Kundenzufriedenheit Einbußen in Kauf nehmen zu müssen.

Unterstützung sicherte sich RICA dafür durch den Dortmunder Systemanbieter KHS. Am Standort Pachuca wurden für vier der sechs Linien insgesamt drei neue InnoPET Blomax-Streckblasmaschinen mit 14, zwölf und acht Kavitäten sowie ein InnoPET BloFill Streckblas-Füllblock mit acht Stationen angeschafft. Neu installiert wurden hier auch eine Mischanlage Innopro Paramix C sowie Transporteure, die bei KHS México in Zinacantepec gebaut wurden. Im RICA-Werk in Cuautla im Bundesstaat Morelos erhielt eine der insgesamt vier Linien mit der InnoPET Blomax 8 eine neue Streckblasmaschine, während die Glaslinie mit einem neuen Füller Innofill Glass DRS aus­gestattet wurde. Damit ist das Ende der Fahnenstange für RICA noch nicht erreicht: Zukünftige Projekte umfassen eine Linie für karbonisierte Softdrinks mit einer Leistungsfähigkeit von bis zu 30.000 600-Milliliter-PET-Flaschen pro Stunde sowie einen Palettierer für die PET-Linie in Cuautla.

Außerdem unternimmt der Coca-Cola-Abfüller in Kooperation mit KHS auch vielfältige Anstrengungen in Richtung Lightweighting – mit Erfolg: Das Gewicht der 600-Milliliter-Coke-Flasche hat man auf 17,75 Gramm reduziert, das der 2-Liter-Coke-Flasche auf 38 Gramm. Die 600-Milliliter-Flasche für stilles Wasser wiegt sogar nur noch 13 Gramm. „Für uns ist die Gewichtsreduktion ein echter Wettbewerbsvorteil“, erklärt Rodriguez. „Sie trägt nicht nur zur Profitabilität unseres Unternehmens bei, sondern ist auch Ausdruck unseres Engagements für die Umwelt – ein Thema, das auch in Mexiko immer wichtiger wird. Gemeinsam mit unseren Partnern, dem Spritzgussmaschinenhersteller Husky und KHS, haben wir ehrgeizige, aber realistische Ziele vereinbart, die unserem Projekt zu mehr Nachhaltigkeit verholfen haben.“ Nicht nur mit seinen Initiativen für die leichteren Flaschen fordert RICA den Coca-Cola-Konzern gerne heraus – seinen hohen ökologischen Ansprüchen gemäß führt das Unternehmen regelmäßig auch Versuche rund um den Einsatz von recyceltem PET durch.

Für KHS als Partner habe man sich entschieden, weil RICA den deutschen Anlagen- und Systemhersteller als einen der weltweit führenden Technologieanbieter schätze, bekennt Rodriguez: „Wir teilen mit KHS die unternehmerische Vision, immer einen Schritt vorauszugehen. Wir sehen unser Verhältnis deshalb nicht nur als eine normale Geschäftsbeziehung zwischen Kunde und Lieferant, sondern als eine echte Partnerschaft. Es war für uns wichtig, dass die Deutschen sich immer als Teil des Teams gefühlt haben. Unsere Meetings haben wir oft mit einem gemeinsamen Mittagessen ‚unter Freunden‘ fortgesetzt.“

Entsprechend erfolgreich ist die Zusammenarbeit: Dank dedizierter Projektleiter, Techniker und des verantwortlichen Key Account Managers bei KHS sowie wöchentlicher Treffen mit allen Beteiligten konnten zum Beispiel auf dem Seeweg entstandene Verzögerungen ausgeglichen werden, sodass die Einfuhr und die Inbetriebnahme zu den vereinbarten Terminen stattfinden konnten. Dank minutiöser Planung und deren präziser Umsetzung verlief die Installation reibungslos und die ersten Flaschen konnten durch Coca-Cola noch am Tag der Inbetriebnahme selbst freigegeben werden. Zufrieden ist RICA insbesondere mit der Energieeinsparung, die durch die neuen Anlagen erzielt wird. Jaime Angeles, Area Product Manager bei KHS in Hamburg, erzählt dazu folgende Anekdote: „Als die neuen Anlagen installiert waren, bemerkte nicht nur der Kunde sehr schnell, dass sich der Energieverbrauch des gesamten Werks um rund ein Drittel reduziert hatte. Nach drei Monaten erschienen bei RICA plötzlich Inspektoren der staatlichen Energieversorgung, um die Fabrik auf Herz und Nieren einer Prüfung zu unterziehen. Bei der Rechnungsstellung war aufgefallen, dass der Stromverbrauch so stark zurückgegangen war, dass man mutmaßte, hier würde etwas nicht mit rechten Dingen zugehen.“ Es bedarf wohl keiner Erwähnung, dass der Rückgang natürlich allein der effizienten neuen Technologie zu verdanken war.

Über die Energieeinsparungen hinaus freut sich Betriebsleiter Rodriguez über die höhere Effizienz der neuen Linien: „Die neuen Maschinen am Anfang unserer Produktionskette ermöglichen uns, auch den Trockenteil zu pushen. Die Ausfallzeiten haben sich dadurch reduziert, und wir konnten einen stabilen Produktionsprozess etablieren. Insgesamt haben wir die Verfügbarkeit unserer Anlagen seit der Inbetriebnahme um durchschnittlich 8 Prozent gesteigert“, erklärt er. Und damit steht die Corporación RICA nicht nur innerhalb des Coca-Cola-Konzerns wahrhaft vorbildlich da.