Mit dem Brauen begonnen haben der Diplom-Braumeister Nico Gehring und der Anlagenmechaniker Florian Imig schon vor ein paar Jahren. Als Gehring sich dann im Sommer 2015 nach Singapur verabschieden musste, um dort KHS Asia als ­Sales Manager zu unterstützen, sollte es das für Imig nicht gewesen sein. Auf der Suche nach einem weiteren Partner wurde er gleich fünffach fündig: Zusammen mit vier Braumeistern und einem Ingenieur für Lebensmitteltechnik, allesamt Arbeitskollegen, ging es dann erst richtig los: „Wir hatten alle große Lust, das nötige Wissen und ein bisschen Erfahrung“, fasst Imig die Situation zusammen. „Also haben wir uns zusammengetan und die Brewderschaft Kreuznach gegründet.“

Ein guter Freund stellte in einem Kreuznacher Hinterhaus einen schönen und ausreichend großen Raum sowie den Hof zur Verfügung, und die jungen Männer sorgten für das nötige Gerät. Kim Naatz zählt auf, was alles nötig ist, um mit dem Brauen überhaupt ernsthaft beginnen zu können: „Eine Malzmühle mit zwei Walzen, ein Sudwerk ‚Marke Eigenbau‘ für bis zu 90 Liter, zwei drucklose, jeweils 100 Liter fassende Gärbottiche, ein großer Kühlschrank und jede Menge Flaschen, Bürsten und Schläuche.“ Natürlich sind in puncto Equipment auch noch ein paar Wünsche offen, wie Sebastian Herold ergänzt: „Kegs wären toll oder ein kleiner ZKT, ein zylindrokonischer Tank zur einfacheren Handhabung der Gärung und Reifung.“

Feierabendbier für Freizeitbrauer (von rechts oben im Uhrzeigersinn): Florian Imig, 28, Sebastian Schneider, 28, Steffen Deike, 30, Matthias Mikulla, 31, Kim Naatz, 40, und Sebastian Herold, 26. Nicht im Bild: Nico Gehring, 25.
Feierabendbier für Freizeitbrauer (von rechts oben im Uhrzeigersinn): Florian Imig, 28, Sebastian Schneider, 28, Steffen Deike, 30, Matthias Mikulla, 31, Kim Naatz, 40, und Sebastian Herold, 26. Nicht im Bild: Nico Gehring, 25.

Rettung dank Improvisation

Bis zum ersten KHS Innofill Glass Microfiller ist es aber noch ein weiter Weg – und der kann mitunter etwas steinig sein, wie die jungen Hobbybrauer selbst auch schon leidvoll erfahren mussten. „Bei unserem ersten Sud war der Läuterbottich sofort verstopft, weil wir das Malz zu fein gemahlen hatten“, berichtet Herold von dem bis heute einzigen nennenswerten Rückschlag. Durch Improvisation konnte das Bier doch noch gerettet werden. In Sachen Professionalität gibt es bei den Hobbybrauern noch Luft nach oben, wie Matthias Mikulla einräumt. „Zum Beispiel bei der Reinigung der Flaschen, der optimalen Temperaturführung beim Maischen, bei der Gärung und bei der Abfüllung können wir noch besser werden.“

Gebraut wird bisher ausschließlich nach dem Reinheitsgebot: Während das Malz aus der Bad Kreuznacher Mälzerei stammt, beziehen sie ihren Hopfen in Form von Pellets über das Internet. Dabei variieren sie die Sorten, um unterschiedliche Geschmacksnoten auszuprobie­ren. Sebastian Schneider erklärt: „Dadurch, dass wir im Studium selbst Bier gebraut haben und dafür auf alle verfügbaren Hopfen- und Malzsorten zugreifen konnten, haben wir einen ausgeprägten Sinn für Geschmacksprofile entwickelt. ‚Cascade‘ etwa erinnert an Litschis oder Grapefruit, und ‚Spalter Select‘ hat ein krautiges, blumiges und erdiges Aroma.“

Sebastian Herold und Kim Naatz beim Einmaischen.
Sebastian Herold und Kim Naatz beim Einmaischen.

100 Prozent Natur

Kim Naatz beschreibt die Philosophie der Brewderschaft: „Für uns ist Bier ein Genussmittel und ein Stück Identität zugleich. Und weil uns das so besser schmeckt, wird unser Bier weder filtriert noch pasteurisiert. Dadurch haben wir ein 100-prozentiges Naturprodukt.“ Wie und wann ihr Bier am besten getrunken wird, wissen sie auch: „Am besten schmeckt Bier in geselliger Runde – und kühl, aber nicht kalt. Eine Temperatur von weniger als 6 Grad Celsius brauchen nur Biere, die sowieso nicht schmecken“, erklärt Herold. Die Frage nach der besten Tageszeit für den Biergenuss beantwortet Naatz ebenso fröhlich wie knapp: „Kein Bier vor vier!“ Viel früher geht es bei ihm und seinen Freunden ohnehin nicht, denn ihr Hobby ist ein zeitaufwendiges: Bis dass ein Sud abgeschlossen ist, dauert es einen ganzen Tag, das Abfüllen in Flaschen nimmt einen weiteren halben Tag in Anspruch. Da ist man dankbar für jede helfende Hand, weiß Naatz. „Unsere Familien unterstützen uns tatkräftig … in erster Linie natürlich bei der Verkostung, wenn das Bier fertig ist.“

„Going public“

Ob ihr Bier auch jenseits verwandtschaftlicher Bande ein Erfolg ist, testen sie demnächst mit dem ersten Schritt an die Öffentlichkeit: Auf dem mittelalterlichen Markt Ebernburg verkaufen sie ein speziell für den Anlass gebrautes Bier. Von dessen Resonanz machen sie abhängig, wie es mit der Entwicklung der Brewderschaft weitergeht. „Jetzt muss erst mal etwas Geld in die Kasse gespült werden, bevor wir weiter investieren können“, gibt sich Herold in Bezug auf die Zukunftsaussichten optimistisch.