Eines der mineralienreichsten Mineralwässer Deut­schlands kommt aus Burgbrohl, einem Städtchen am nordöstlichen Rand der Vulkaneifel. Dort wird es von einem Unternehmen zu Tage gefördert und vertrieben, das seit 190 Jahren existiert. Erst 1958 wandte sich die Firma RHODIUS allerdings überhaupt der Abfüllung von ­Getränken zu. „Auslöser war eine USA-Reise meines Großvaters Manfred Rhodius, während der er auf das Getränk Pepsi-Cola aufmerksam wurde und die Idee aufkam, das Produkt bei RHODIUS abzufüllen und in Teilen Deutschlands zu verkaufen“, erzählt Hannes Tack. Der 33-Jährige bereitet sich darauf vor, gemeinsam mit seiner Schwester Frauke Helf in Kürze die Leitung von ­RHODIUS ­Mineralquellen vom Vater zu übernehmen. RHODIUS ist ein Familienunternehmen in der inzwischen achten Generation. „Mein Großvater hat damals Kontakt mit der Zentrale in New York aufgenommen und sich exklusiv die Konzessionsrechte für Pepsi-Cola in Teilen Deutschlands gesichert.“ Bis das Mineralwasser mit der Eigen­marke RHODIUS ins Portfolio aufgenommen wurde, dauerte es noch bis 1974. In diese Zeit fällt auch der erste Kontakt zu KHS: Auf einer Anlage des Dortmunder System­anbieters begann RHODIUS als erster Brunnenbetrieb in Europa mit der Abfüllung von Mineralwasser in Weißblechdosen. Das Geschäft mit der Dose erwies sich für RHODIUS schnell als Erfolgsmodell – für die nächsten rund 30 Jahre jedenfalls.

Entspannte Atmosphäre: Hannes Tack (Mitte) im Gespräch mit den KHS-Mitarbeitern Michael Oberlohbeck (links) und Gerd Bodenheimer.
Entspannte Atmosphäre: Hannes Tack (Mitte) im Gespräch mit den KHS-Mitarbeitern Michael Oberlohbeck (links) und Gerd Bodenheimer.

Standhaft

„Nach Einführung des Dosenpfands Anfang 2003 brach der Markt zunächst völlig ein“, berichtet Tack, der für Produktion, Logistik und Einkauf sowie den Vertrieb im Bereich der Lohnabfüllung zuständig ist. „Damals waren wir in Deutschland Marktführer für Mineralwasser in der Dose und entsprechend von der Situation betroffen. Anders als viele Wettbewerber haben wir trotzdem die strategische Entscheidung getroffen, nicht zu desinvestieren, also unsere Anlagen nicht ins Ausland zu verkaufen, sondern haben weiter produziert – wenn auch nicht im Vollbetrieb. Über Lohnaufträge konnten wir unsere Auslastung sukzessive steigern, bis wir vor drei Jahren unsere Dosenkapazität wieder voll ausgeschöpft haben.“

Tack betont, dass die Dose für RHODIUS heute eine unverändert zentrale Rolle spiele. Rund die Hälfte aller 300 Millionen Füllungen pro Jahr geht in Burgbrohl in die Dose. „Auch im Getränkemarkt insgesamt wird die Dose zunehmend wichtiger: Speziell bei den trendigeren Produkten und für den Online-Handel mit Getränken, der in Deutschland erst in den Kinderschuhen steckt, ist sie das Gebinde der Wahl. Das ist der Grund dafür, dass die Dose in Deutschland aktuell der Getränkebehälter mit dem stärksten Wachstum ist, und das wird wohl die nächsten Jahre auch so bleiben“, prognostiziert Tack.

Enorme Vielfalt

Da erscheint es nur logisch, dass das Unternehmen jetzt in eine weitere Dosenlinie investiert hat – allerdings keine ganz gewöhnliche, wie Gerd Bodenheimer, Sales Manager bei KHS, beschreibt. Im Fokus der Projektplanung standen weniger Kapazität und Geschwindigkeit als ­Flexibilität: „Angesichts des hohen Anteils an Fremdabfüllungen sind wir bei RHODIUS mit einer enormen Vielfalt an Produkten und Verpackungen konfrontiert. Deshalb bedurfte es beispielsweise einer Komponenten-Mischanlage in der höchsten Ausbaustufe, um die insgesamt über 150 verschiedenen Produkte herstellen zu können.“

»Die neue Dosenanlage ist das größte Einzelprojekt, das RHODIUS Mineralquellen je umgesetzt hat.«

Hannes Tack,
Head of Production/Co-Packing, RHODIUS Mineralquellen

Mit seinem Ursprung in der Vulkaneifel, die man als Herkunftsort für die besten Mineralwässer Deutschlands kennt, ist ­RHODIUS Mineralwasser zwar das Vorzeigeprodukt im Sortiment. Zugleich arbeitet RHODIUS aber intensiv an einer Vielzahl von Produkt- und Verpackungsinnovationen. Mit seinem Mate-Tee-Produkt MAYA MATE zum Beispiel, einem koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk, spricht RHODIUS eine sehr junge und dynamische Zielgruppe an, zumal es in Deutschland der einzige Mate-Tee in der Dose ist. Die außerordentlich breite Produktpalette umfasst neben Mineralwasser und den Erfrischungsgetränken weitere Energy Drinks und Sportgetränke sowie Bier- und Weinmischgetränke – sowohl Eigen- als auch Fremdmarken. Produziert wird heute auf insgesamt sieben Produktionslinien. Über alle Anlagen hinweg beträgt der Anteil der Lohnabfüllung circa 60 Prozent, bei den Dosen sind es sogar 90 Prozent. Da ist es selbstverständlich, dass auch dem Thema Verpackung im Produktionsprozess eine besondere Rolle zukommt.

Michael Oberlohbeck, bei KHS Project Manager für die neue Linie, weist in diesem Zusammenhang auf eine weitere Besonderheit der Dosenlinie hin: „RHODIUS kann mit der alten KHS-Anlage auf die neue fahren und umgekehrt – sozusagen über Kreuz, damit auf beiden alle Gebindegrößen zwischen 150 und 568 Milliliter und jede Verpackungsvariante hergestellt werden können. Beide Anlagen können außerdem sowohl auf den alten als auch auf den neuen Palettierbereich zugreifen – mehr Flexibilität geht nicht.“ Und die wird auch gebraucht, wie Tack an einem Beispiel erklärt: „Wir haben eine Vielzahl von Verpackungsstraßen, von denen je Produktionsauftrag immer nur eine genutzt wird. Wichtig ist, dass wir mit beiden Dosenlinien alle Verpackungsstraßen nutzen können.“

Der Dosenfüller Innofill DVD ist das Herzstück der neuen Dosenlinie, die für RHODIUS Mineral­quellen die größte Einzel­investition in ihrer Geschichte darstellt.
Der Dosenfüller Innofill DVD ist das Herzstück der neuen Dosenlinie, die für RHODIUS Mineral­quellen die größte Einzel­investition in ihrer Geschichte darstellt.

Reinheit gefragt

Aufgrund seiner hohen Anforderungen an die Qualität trennt RHODIUS seine Produktion nach Getränkesorten, nicht nach Gebindegrößen. Dabei werden die Energy­drinks von weniger aromaintensiven Produkten getrennt, um eine Geschmacksübertragung zu verhindern. Mit dem Ergebnis ist Hannes Tack sehr zufrieden: „Mit Hilfe der neuen Anlage können wir auch unser Mineralwasser wieder in die Dose füllen. Gerade Wässer sind sehr sensible Produkte, die jede Geschmacksbeeinträchtigung, die über eine Anlage kommen könnte, sofort aufnehmen würden.“

Eine weitere Herausforderung in der Planung des Projektes war auch die räumliche Situation, wie Gerd Bodenheimer feststellt: „Beim Projektstart gab es am Standort der Anlage lediglich einen Parkplatz, das neue Produktionsgebäude musste erst noch gebaut werden. Zug um Zug wuchsen dann sowohl die Halle als auch die Anlage. Da konnte es auch schon mal etwas eng werden, wenn zum Beispiel der Mörtel, in den die Fliesen verlegt wurden, kaum getrocknet war und die neue Maschine schon aufgestellt wurde.“ Sein Kollege Oberlohbeck ergänzt: „Wir haben Teile der neuen Anlage in der alten Halle aufgebaut und andere im Neubau, haben also die neue Anlage quasi mit der alten verquickt und mussten uns deshalb überlegen, wie es gelingt, Maschinenteile so auszutauschen, dass die laufende Produktion so wenig wie möglich leidet. Und weil hier nicht 24 Stunden am Stück nur eine Marke abgefüllt wird, mussten wir im Projektverlauf häufig Termine aus produktionstechnischen Gründen verlegen. Beispielsweise wurde das Versetzen des alten Leerdosenabschiebers hinausgezögert, damit die bisherige Anlage länger gefahren werden konnte. Die neue Verpackungsanlage KHS Innopack Kisters TSP ­Advanced wurde schon vor dem Nassteil der Anlage in Betrieb genommen, damit dieser Teil sofort genutzt werden konnte. Insgesamt war das eine ganz andere Situation, als wenn man eine leere Halle vorfindet, in die man eine Anlage hineinstellt und am Tag x übergibt.“

Eines der technischen Highlights der Dosenlinie ist der neue Tunnelpasteur Innopas SX mit modularem Aufbau und höchst­möglicher Flexibilität.
Eines der technischen Highlights der Dosenlinie ist der neue Tunnelpasteur Innopas SX mit modularem Aufbau und höchst­möglicher Flexibilität.

Größtes Einzelprojekt

Wie groß das Projekt war, zeigen auch die finanziellen Rahmendaten, über die Tack offen spricht: „Durchschnittlich investieren wir jährlich zwischen 4 und 5 Millionen Euro. 2016 waren es 15 Millionen Euro, davon zwei Drittel für das Projekt Dosenlinie – einschließlich des Neubaus der Halle und der Einrichtung der Medienanschlüsse. Die Anlage ist damit das größte Einzelprojekt, das RHODIUS Mineralquellen je umgesetzt hat.“

Dass dieses Riesenprojekt so erfolgreich abgeschlossen werden konnte, ist der reibungslosen Kommunikation zu verdanken, wie alle Beteiligten gleichermaßen betonen. Bodenheimer und Oberlohbeck loben die unkomplizierten Abstimmungsprozesse bei RHODIUS und Tack bescheinigt KHS umgekehrt eine extrem kurze Reaktionszeit und schnelle Umsetzung einmal getroffener Entscheidungen. Vom ersten Plan bis zur Inbetriebnahme der neuen Anlage dauerte es nur ein Jahr, wovon auf die reine Planung rund sechs Monate entfielen. Die Installation selbst erfolgte in nur fünf Wochen – ein sehr sportlicher Zeitrahmen, wie sowohl Tack als auch seine Ansprechpartner von KHS finden. Da hilft es, wenn man sich auf bewährte Partner verlassen und auf ein Vertrauen stützen kann, das in einer über 40-jährigen Geschäftsbeziehung gewachsen ist.

Tack ist zuversichtlich, dass die Effizienz der Produktion dank der neuen Anlage deutlich gesteigert werden kann. Aufgrund von innovativer Anlagentechnologie etwa im neuen Pasteur erwartet er spürbare Energieeinsparungen und freut sich über neue Möglichkeiten in der Verpackungsvielfalt – sowohl beim Endprodukt, aber auch in der Palettierung. Zukünftigen Investitionsbedarf sieht Tack beim ersten Teil der Abräumung und bei dem Palettierer der alten Dosenlinie, um die volle Parallelität der beiden Anlagen herzustellen.

Familie als Unternehmer

Auch jenseits seiner Produktvielfalt ist RHODIUS ein außergewöhnliches Unternehmen – in der Art, wie es geführt wird. Die Inhaberfamilie von RHODIUS misst der Generationsfrage einen enormen Stellenwert bei und legt detailliert fest, wie ein Generationswechsel zu erfolgen hat. „Hier ist definiert, welche Ansprüche an einen Kandidaten, an seine Ausbildung und seine Qualifikation gestellt werden“, erklärt Hannes Tack. Er selbst hat nach dem BWL-Studium seine ersten Meriten bei einer Unternehmensberatung verdient und vier Jahre lang gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder eine Craft-Beer-Brauerei betrieben, bevor er Anfang 2015 in die technische Verantwortung bei RHODIUS Mineralquellen wechselte. Vertraglich geregelt ist auch, wann der „alte“ Geschäftsführer ausscheidet, damit in den innovativen Getränkemarkt durch einen rechtzeitigen Generationswechsel frische Ideen hineingetragen werden.

Am Ende unseres Gesprächs interessiert uns noch, was das Unternehmen in den ersten rund 130 Jahren seines Bestehens hergestellt hat: „Ursprünglich sind wir eine Familie von Chemikern, die Farben und Lacke hergestellt hat. Die Kohlensäurequellen in Burgbrohl waren für die Verarbeitung von Bleiweiß sehr hilfreich.“ Bis in die 1990er Jahre verkaufte das Unternehmen neben Farben und Lacken für den Profi unter anderem Baustoffe und Hobbyfarben. Heute konzentriert sich die Familie Rhodius nur noch auf zwei Geschäfte: auf das mit Schleifwerkzeugen – und auf das mit Getränken.

Ihre Ansprechpartner zum Thema

Michael Oberlohbeck
Project Manager
KHS GmbH, Dortmund

Telefon: +49 231 569-1259
E-Mail: michael.oberlohbeck@khs.com

Gerd Bodenheimer
Sales Manager Germany
KHS GmbH, Bad Kreuznach

Telefon: +49 671 852-2579
E-Mail: erd.bodenheimer@khs.com