»Wir pflegen viele Kontakte zu Hochschulen und Akademien und werden sie in Zukunft noch verstärken.«

»Meiner Meinung nach wird das Liniengeschäft in Asien auch in den nächsten Jahren dominieren.«

Wie sehen diese Vorbereitungen aus?

Wo wir Veränderungen erwarten, passen wir unsere Strukturen frühzeitig an sie an. Beispiel China: Hier haben wir aktuell bereits ein starkes Serviceteam, das wir im Laufe dieses Jahres um 25 Prozent ausbauen, um unseren wachsenden Kundenstamm dort stets genauso bedienen zu können, wie er es sich wünscht. Dafür ist ein hervorragender Aftersales-Service wesentlich, der eine Rundum-Beratung zu sämtlichen auftauchenden Fragen beinhaltet. Selbstverständlich verstärken wir in Regionen, in denen wir eine besonders stark steigende Nachfrage feststellen, durch die Etablierung neuer Stützpunkte unsere Präsenz vor Ort. Beispiel Indien: Dieses Jahr eröffnen wir einen neuen Servicepunkt in Kalkutta und sind dann im Osten des Landes mit einer eigenen Niederlassung vertreten.

Können Kunden in der Market Zone Asia Pacific also sicher sein, dass KHS stets besten Service für sie bereitstellt?

So ist es. Service ist das A und O. Der geflügelte Spruch »Die erste Anlage verkauft der Vertrieb, die zweite der Service« bewahrheitet sich immer wieder. KHS bietet unterschiedliche Servicepakete an und begleitet Kunden auf Wunsch hin über die gesamte Lebensdauer von Maschinen und Anlagen hinweg. Selbstverständlich gehören zu einem gelebten Service immer auch die schnelle Verfügbarkeit von Servicekräften und die zügige Lieferung von Ersatzteilen. Was die etwa 170 Servicetechniker der Market Zone Asia Pacific angeht, sind sie – wenn auch lokal verankert – in ganz Asien schnell einsetzbar. Das lässt ein äußerst flexibles Agieren zu. Sollte die Kapazität innerhalb Asiens ausnahmsweise einmal nicht genügen, haben wir die Möglichkeit, bei der KHS-Zentrale in Dortmund anzufragen. Mit Innosoft ist dort ein System etabliert, das eine Disposition der Servicemitarbeiter weltweit managt. Nach Eingabe von Aufgabenstellung und gewünschter Terminierung wählt Innosoft verfügbare und für das jeweilige Projekt qualifizierte Servicetechniker. Auch was Ersatzteile betrifft, besteht eine starke Vernetzung mit der KHS- Zentrale. Momentan sind wir dabei, unsere Ersatzteillager in Shanghai und im indischen Ahmedabad zu erweitern und ein neues Ersatzteillager in Singapur aufzubauen. Sie alle werden miteinander verlinkt und das verhilft zu einer noch schnelleren Lieferbereitschaft.

Werden Servicepakete im asiatisch-pazifischen Markt denn bereits stark nachgefragt?

Die Nachfrage nach Servicepaketen nimmt ebenso zu wie die nach Umbauten und Upgrades, die beispielsweise zu einer erhöhten Maschinen- und Anlagenflexibilität führen, Einsparpotenziale bieten oder ein vereinfachtes Bedienkonzept beinhalten. Generell möchten wir unseren Kunden Lösungen anbieten, die auf ihre Bedürfnisse hin maßgeschneidert sind. Diese hohe Flexibilität kommt hervorragend an. Gerade weil innerhalb Asiens viele KHS- Turnkey-Linien geordert werden, spielen im Rahmen der Serviceleistungen auch Linienoptimierungen eine entscheidende Rolle.

Wie ist das Bild der KHS im asiatisch-pazifischen Markt?

Wir werden hier weniger als Maschinen-, sondern vielmehr als Konzept- und Lösungsanbieter gesehen. Das Verhältnis von Liniengeschäft zu Einzelmaschinengeschäft liegt bei uns momentan bei 80:20. Meiner Meinung nach wird das Liniengeschäft in den nächsten Jahren weiter dominieren. Zudem rechnen wir damit, dass bei in die Jahre gekommenen Anlagen immer mehr Einzelmaschinen zum Austausch anstehen. Ein solcher Maschinenwechsel kommt meist dann zum Tragen, wenn bei der Verwendung moderner technischer Lösungen deutlich weniger Verbrauchs- und Wartungskosten anfallen als bislang üblich und auch Upgrades nicht zu dem gewünschten Ergebnis führen. Selbstverständlich beraten wir zu unterschiedlichen Optionen und führen auch entsprechende TCO-Berechnungen durch, um die Entscheidungsfindung für unsere Kunden zu erleichtern. Wir haben aber auch Maschinen im Markt, die seit mehr als 25 Jahren noch immer in Betrieb sind.

Gilt KHS sowohl bei Konzernen als auch bei kleinen und mittelständisch geprägten Getränkeunternehmen als Partner des Vertrauens?

Natürlich – wir sind für kleine und mittelständische Unternehmen genauso da wie für Großbetriebe. Gerade in Asien geht die Entwicklung der Unternehmen oft geradezu explosionsartig vor sich. Heute noch der Mittelständler mit einem einzigen Betrieb, morgen der Konzern mit einem ganzen Konglomerat an Standorten – das kommt häufig vor. Übrigens sind wir nicht nur in der Getränke-, sondern auch in der Food-Branche aktiv. Ein gutes Beispiel dafür ist Masan Consumer, mittlerweile einer der bedeutendsten Hersteller von Fast Moving Consumer Goods in Vietnam. Für dieses Unternehmen lieferten wir sowohl eine Getränkeanlage als auch mehrere Fisch- und Sojasoßen-Linien. 

Welche herausragenden KHS-Aufträge managten Sie denn kürzlich im Bereich der Getränkebranche?

In Vietnam lieferten wir im letzten Jahr beispielsweise gleich drei Linien an Coca-Cola-Betriebe – darunter eine PET-Heißfüll-Linie und eine Hochleistungs-Dosenanlage. Bei beiden erfüllten wir einen sehr straffen Zeitplan, der nur deshalb so reibungslos funktionierte, weil Key-Account-Management, Projektmanagement und unsere Niederlassung vor Ort sich hervorragend ergänzten und eine sehr gute Kommunikation mit dem Kunden stattfand. Generell legen wir bei unseren Projekten allergrößten Wert auf Teamarbeit. Denn nur wenn gemeinsam an Lösungen gearbeitet wird, lassen sich eventuell auftauchende Schwierigkeiten, die sich beispielsweise durch Lieferverzögerungen, fehlende Zukaufteile und vieles mehr ergeben können, bewältigen und die erfolgreiche Gesamtabwicklung eines Projekts sicherstellen. Unser aktuell größtes Projekt betrifft die Carlsberg-Gruppe. Der Braukonzern bestellte mehrere Turnkey-Anlagen bei KHS, und zwar Glas-, Dosen- und PET-Linien. Die erste Linie im Nordwesten Chinas wurde bereits installiert. Auch hier stand Teamarbeit im Fokus und war der entscheidende Erfolgsfaktor. Die weiteren Anlagen liefern wir nun nach und nach an unterschiedliche Carlsberg-Standorte innerhalb Asiens aus.

Mit knapp 45 Millionen Quadratkilometern ist Asien der flächenmäßig größte Kontinent der Erde. Dort wohnen etwa vier Milliarden Menschen, das sind circa 60 Prozent der gesamten Weltbevölkerung. Zu den beiden genannten bietet Asien zahlreiche weitere Superlative. Beispielsweise befinden sich hier mit dem Mount Everest der höchste Berg und mit dem Baikalsee der tiefste und älteste Süßwassersee der Welt. Zudem ist Asien der Kontinent mit dem größten Rohstoffreichtum, den stärksten Temperaturunterschieden, der längsten Küste und den meisten Zeitzonen. Was die wirtschaftliche Entwicklung angeht, klafft sie zwischen den einzelnen asiatischen Regionen teilweise noch weit auseinander. Während Japan beispielsweise zu den reichsten Ländern weltweit zählt, gehört Bangladesch zu den ärmsten. Frank Hollmann, seit 2013 Head of Market Zone Asia Pacific der KHS GmbH, sieht seinen Bereich – gerade weil er so stark polarisiert – als äußerst spannenden Markt, der von Menschen geprägt wird, die in ihrer Art offen, freundlich und fleißig sind. Über die Herausforderungen und Chancen, die die Region Asien/Pazifik für die Getränkebranche und damit auch für KHS bereithält, berichtet Hollmann in nachfolgendem Interview.

KHS competence: Herr Hollmann, wie ist KHS innerhalb der Market Zone Asia Pacific aufgestellt?

Frank Hollmann: Die Market Zone Asia Pacific gliedert sich in die vier Regionalcenter China, Südostasien, Indien, Australien und beinhaltet insgesamt 16 Service- und Vertriebsstützpunkte. Drei davon sind in China, vier in Indien, jeweils einer in Singapur, Indonesien, Myanmar, Thailand, Vietnam, auf den Philippinen, in Südkorea, Japan und Australien angesiedelt. Am KHS-Gesamtumsatz hält der Bereich Asien/Pazifik etwa 25 Prozent. KHS zählt in dieser Marktzone zu den bevorzugten Herstellern von Abfüll- und Verpackungstechnik für die Getränkebranche. In einigen Ländern, wie zum Beispiel Indien, Australien, Myanmar, Kambodscha, Laos und Bangladesch, agieren wir bereits in führender Position. 

Rechnen Sie künftig mit einem deutlichen Wachstum in Ihren Märkten?

Betrachtet man Prognosen zur Entwicklung der Volkswirtschaften weltweit, ist davon auszugehen, dass gerade in Asien in Zukunft ein starkes Wirtschaftswachstum stattfindet. So soll laut OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) beispielsweise der Anteil Chinas am Welt-Bruttoinlandsprodukt bis 2030 bei 28 Prozent und der Indiens bei 11 Prozent liegen. Damit stünde China unter den größten Volkswirtschaften der Welt auf Platz eins und Indien nach den USA auf Rang drei. Treten diese Vorhersagen ein, wirken sie sich selbstverständlich positiv auf die Getränkebranche und damit verbunden auch auf KHS als einen der Technologieführer bei Abfüll- und Verpackungstechnik für die Getränkeindustrie aus. Um dafür gerüstet zu sein, leiten wir schon heute entsprechende Maßnahmen ein.

Interview mit Frank Hollmann, Head of Market Zone Asia Pacific, KHS GmbH
Interview mit Frank Hollmann, Head of Market Zone Asia Pacific, KHS GmbH
Interview mit Frank Hollmann, Head of Market Zone Asia Pacific, KHS GmbH
Interview mit Frank Hollmann, Head of Market Zone Asia Pacific, KHS GmbH

Frank Hollmann
Head of Market Zone Asia Pacific, KHS GmbH,
setzt auf einen weiterhin starken Ausbau des KHS-Sales-und-Service-Geschäftes vor Ort. 

Diese Erfolgsgeschichten lassen den Rückschluss zu, dass KHS-Technik in der Market Zone Asia Pacific einen guten Ruf genießt.

Ich denke, KHS-Technik genießt sogar einen sehr guten Ruf. Wir werden ganz klar als ein Technologieführer und Innovationstreiber gesehen. Gerade unsere asiatischen Kunden interessierten sich zum Beispiel besonders für die während der drinktec 2013 präsentierten KHS-Neuheiten. Vor allem das Verfahren der Direktbedruckung von PET-Flaschen, die neue Generation aseptischer Rundläufertechnik Innosept Asbofill ASR und der innovative Dosenfüller Innofill Can DVD kamen bei ihnen sehr gut an. Auf der anderen Seite schätzen sie die jahrzehntelange KHS-Erfahrung und die Zuverlässigkeit unserer langlebigen technischen Lösungen. 

Macht KHS die Mitarbeiter der Unternehmen fit für den Einsatz an den Maschinen?

Wir bieten umfassende Schulungsmaßnahmen vor Ort, die teilweise noch vor der Einbringung der Linie beziehungsweise der Maschinen in den Betrieb starten und sich während der Inbetriebnahmephase fortsetzen. Auf Wunsch hin begleiten wir im Anschluss daran weiter. Natürlich halten wir für die Mitarbeiter unserer Kunden außerdem maßgeschneiderte Programme in den KHS-Schulungsstätten parat. Für den Bereich Asien/Pazifik nutzen wir gerne unser Trainings-Center im indischen Ahmedabad. Dort arbeiten wir mit Vollzeit-Trainern und haben die Möglichkeit, KHS-Experten für unterschiedliche Bereiche aus der ganzen Welt per Videokonferenz zuzuschalten.

Welche Getränke- und Gebindeentwicklungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf den asiatisch-pazifischen Raum zukommen?

Noch stärker als weltweit gibt es im asiatisch-pazifischen Raum einen Trend zu Getränken mit gesundem Zusatznutzen. Ob Ingwer-Getränke, Aloe-Vera-Drinks oder mit Ballaststoffen versetzte Fruchtgetränke – der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Zudem ist Wasser, gerne auch aromatisiert und mit Vitaminen angereichert, ein immer beliebter werdender Durstlöscher. Rückläufig sind nahezu überall die klassischen kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränke. Was den Bierkonsum angeht, ist in vielen asiatischen Ländern der Sättigungsgrad nahezu erreicht. Betrachtet man den australischen Markt, sinkt der Bierverbrauch schon seit mehr als 20 Jahren kontinuierlich. Populär werden allerdings gerade die Craft-Brauereien. Das ist eine Entwicklung, die innerhalb Asiens in den nächsten Jahren einsetzen könnte. Wein und Sekt gelten in den meisten asiatischen Ländern – anders als in Australien – noch als reine Luxusprodukte, die fast ausschließlich einer gehobenen Einkommensschicht vorbehalten sind. An Spirituosen sind in Asien vor allem die heimischen populär – beispielsweise ist das in Südkorea Soju, in Vietnam Reiswein. Betrachtet man die Gebindeentwicklungen, geht der Trend immer mehr weg von der Glas- und hin zur PET-Flasche beziehungsweise zu der Dose – vor allem aus Gründen der Convenience. Diese Entwicklung wird sich meiner Meinung nach fortsetzen. 

Wie stellt sich KHS auf die von Ihnen genannten Trendbewegungen ein?

Mit unseren innovativen technischen Lösungen sind wir darauf schon vorbereitet. Für sensible alkoholfreie Getränke bieten wir ein aus Linear- und Rundläuferbauweise bestehendes Aseptik-Komplett-Programm, das auch für die Milchabfüllung zum Tragen kommt. Zudem haben wir für sie ein neues Ultra-Clean-Konzept im Programm, in das eine so genannte Mini-Hygiene-Einhausung mit integriert ist, und praktizieren auf Wunsch hin auch die Heißabfüllung. Bei klassischen Glas-, Dosen- und PET-Anlagen sind wir traditionell stark aufgestellt. Bei der Entwicklung von PET-Flaschen kommt es uns nicht nur darauf an, die kostengünstigste Lösung, sondern auch die auf die Verarbeitbarkeit in der ganzen Linie optimierte Lösung zu finden – die zudem auch noch den Vorstellungen des Kunden im Hinblick auf Marketing-Ziele entsprechen muss. 

Mit unserer Neuentwicklung, dem Dosenfüller Innofill- Can DVD, punkten wir – ebenso wie mit unserem Innofill Glass – durch die konsequente Umsetzung von Hygienic Design und hier noch zusätzlich durch den CAN+-Niederdruckspülprozess. Mit seiner Hilfe erreichen wir technologische Bestwerte im Hinblick auf den CO₂-Verbrauch und den Restsauerstoffgehalt in der Dose. Genannte Innovationen werden ebenso wie viele weitere, deren Aufzählung dieses Interview sprengen würde, auch künftig unsere Position als Technologieführer untermauern. Dazu kommt, dass KHS-Maschinen- und -Anlagentechnik auch im Hinblick auf ein nachhaltiges Agieren eine Vorreiterposition einnimmt. Ein Aspekt, der gerade in den asiatischen Märkten an Bedeutung gewinnt. Wird hier doch in immer stärkerem Maße darauf geachtet, dass Wachstum nicht auf Kosten der Umwelt geht. 

Herr Hollmann, vielen herzlichen Dank für das Gespräch.


Das Interview führte Friederike Arndt.

Inwieweit erfolgt eine Zusammenarbeit der Ausbildungsstätten mit Universitäten?

Wir pflegen viele Kontakte zu Hochschulen und Akademien und werden sie in Zukunft noch verstärken. Zum Beispiel fördern wir Seminare in der chinesischen Brauereischule Wuhan und engagierten uns als Gründungsmitglied bei der in Vietnam erst kürzlich ins Leben gerufenen German Vietnamese Technology Academy in der Ho Chi Minh City University of Food Industry (HUFI). Sie übernimmt künftig die Ausbildung von Fachkräften für die Getränke- und Lebensmittelindustrie Vietnams. Hintergrund dieser Aktivitäten ist natürlich, Studenten und Auszubildende auf ihren späteren Arbeitseinsatz vorzubereiten und sie frühzeitig mit KHS-Technik vertraut zu machen. Auf der anderen Seite möchten wir mit unseren Aktivitäten Land und Leute bei einer permanenten Weiterentwicklung unterstützen und damit unseren Beitrag zum Aufschwung leisten.