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Christian Wopen
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Der Theaterplatz im Stadtzentrum von Basel bietet Besuchern wie Bewohnern ein ganz außergewöhnliches Spektakel: Im großflächigen Fasnachtsbrunnen verrichten zehn technisch-verspielte Skulpturen maschinengleich ihre unermüdliche Arbeit, bewegen sich im immerwährenden Fluss des Wassers, schaufeln, schöpfen, sieben und verspritzen es – und konstituieren so ein rundum faszinierendes Szenario. Stunde für Stunde, Tag für Tag, Jahr für Jahr.

Geschaffen hat dieses weltweit bekannte Werk der Schweizer Künstler Jean Tinguely, dabei auch bewegliche, versetzbare Teile der ehemaligen Bühnenausstattung des Stadttheaters der Schweizer Rheinmetropole integriert. Große mobile Maschinen waren typisch für das Werk des 1991 verstorbenen Eidgenossen, das die Kunstgeschichte der kinetischen Kunst zuordnet, also jener künstlerischen Ausdrucksform, bei der Bewegung ein integraler ästhetischer Bestandteil des Kunstobjekts ist.

Tinguely verstand seine gleichsam lebendigen, motorisch ratternden Skulpturen als kreativen Umgang mit dem Industriematerial und als zeitgemäßen künstlerischen Ausdruck des Maschinenzeitalters. Sein Motto formulierte er so: »Es bewegt sich alles, Stillstand gibt es nicht!«

»Santiago Calatravas Schaffen spürt das Wesen der Architektur auf. Seine Architektur erweitert den Horizont und bringt die Energie des menschlichen Geistes zum Ausdruck, sie bezaubert die Phantasie und erfreut uns mit den Wundern, die plastische Form und dynamische Konstruktion hervorbringen können.«

American Institute of Architects (AIA)
zur Verleihung seiner renommierten Goldmedaille an Santiago Calatrava

Kunst und Technik eng verwurzelt

Dass Kunst und Technik in ihrer Verbindung nichts Außergewöhnliches darstellen, sondern in ihrem Ursprung eng verwurzelt sind, daran erinnert auch Dr. Danièle Perrier in ihrem vielbeachteten Essay über »Die kinetische Kunst«: dass nämlich »bei den alten Griechen Kunst als ›Technè‹ bezeichnet wurde, woraus sich auch das Wort Technik ableiten lässt«. Zudem belegt die ehemalige Hochschuldozentin, Konservatorin, Kuratorin, Museumsleiterin und heutige Vizepräsidentin des Internationalen Kunstkritikerverbands AICA für Generationen künstlerischer Richtungen und Gruppen, »dass die kinetische Kunst, wenn sie im Sinne der beweglichen Skulptur interpretiert wird, von der Entwicklung der technischen Errungenschaften zeugt«.

Ohnehin: Bei dem vielleicht bedeutendsten Künstler der Menschheitsgeschichte, Leonardo da Vinci, waren die Grenzen zwischen Kunst, Technik und Funktion sowieso fließend – beziehungsweise gar nicht existent. Das Universalgenie agierte je nach Bedarf oder Kundenwunsch als Maler, Bildhauer, Architekt, Mechaniker, Ingenieur, Naturwissenschaftler, Philosoph und Musiker. Er schuf mit der Mona Lisa nicht nur das bekannteste Gemälde der Welt, sondern begeisterte sich auch für Maschinen.

Von Leonardo da Vinci ...

Auch befasste Leonardo sich mit dem Bau von Festungen, Brücken und Kanälen, entwickelte ein Schnellfeuergeschütz inklusive der ersten stromlinienförmigen Geschosse, ein Automobil plus dazugehörigem Getriebe, aber auch einen Panzer, eine Taucherausrüstung mit Schnorchel oder das erste Gleitfluggerät – einen eleganten, pyramidenförmigen Fallschirm, der tatsächlich fliegt. Das bewies der Brite Adrian Nicholas im Juni 2000, als er mit einem Nachbau des Meisterentwurfs aus 3.000 Metern Höhe sanft und sicher zu Boden segelte.

Seit jeher ungeklärt: War Leonardo auch aufs Erforschen der Seele aus, als er in seinen anatomischen Studien rund 30 Leichname sezierte – dabei Muskeln, Knochen, Organe und Gefäße untersuchte und erstmals Erkrankungen wie Arterienverkalkung beobachtete? Forschte er nach Parallelen zwischen belebten und nicht belebten Dingen? Wir wissen es nicht. Gewiss ist aber, dass der französische Arzt, Philosoph und Aufklärer Julien Offray de La Mettrie gut zwei Jahrhunderte später einen Skandal mit seinem Buch »L’homme machine« auslöste: Darin verglich er die Funktion des menschlichen Organismus mit der Funktionalität einer Maschine.

Doch drängen sich diese abstrahierenden Parallelen nicht auf? Beispielsweise für den Beobachter, der faszinierende Abfülltechnik live miterlebt: Mit Hunderten oder gar Tausenden perfekt ablaufenden, präzise aufeinander abgestimmten Prozessen innerhalb von Sekunden? mit den Bewegungen der Maschinen, die quasi autonom alle logistischen Funktionen zu steuern und zu kontrollieren scheinen – wie ein mit Leben erfüllter Organismus? Bei dem im Übrigen permanent Energien und Flüssigkeiten durchs Innenleben fließen und zu einem perfekten Endergebnis führen – sprich Zehntausenden von Produkten stündlich in absolut makelloser, individueller Qualität.

Mit diesem eher ungewohnten Blick auf so herausragende Technologie dreht sich zugleich die Perspektive der Kunstexpertin Perrier, avancieren die »technischen Errungenschaften« hier doch zu veritablen beweglichen Skulpturen des 21. Jahrhunderts. Dass viele industrielle Produkte und Maschinen inzwischen zumindest den Status von Kunstobjekten erreicht haben, ist daher auch seit langem unstrittig.

»›Made in Germany‹ enthält auch ein Versprechen für gutes Design.«

Professor Peter Zec,
Leiter des Designzentrums und Senator des internationalen Dachverbands der Industriedesigner ICSID

... bis zum Red Dot Award

So verleiht beispielsweise das Designzentrum NRW, untergebracht im Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen, den alljährlichen Red Dot Award für ausgezeichnetes Design. Die jeweiligen Preisträger – von A wie Automobil bis Z wie Zahnarztstuhl – genießen fortan Kultstatus und sind in der Ausstellung auch wie Kunstwerke präsentiert. »Deutschland lebt davon, Premiumprodukte, die in der Regel eine hohe Designqualität haben, auf den Weltmarkt zu bringen«, kommentiert dies Professor Peter Zec, Leiter des Designzentrums und Senator des internationalen Dachverbands der Industriedesigner ICSID. Zec: »›Made in Germany‹ enthält auch ein Versprechen für gutes Design.«

Genie Santiago Calatrava ...

Zum Industriedesign zählt auch der Bereich der Architektur – allerdings im eher großen Maßstab. Niemand verkörpert hier die Synthese von Technik, Bewegung und skulpturhaftem Kunstwerk in ähnlicher Konsequenz und Vollendung wie Santiago Calatrava. Das mag an seiner Ausbildung liegen – mit Studien der Architektur in Valencia, der Kunst an der École des Beaux Arts in Paris und der Bautechnik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich.

Über den Zusammenhang von Kunst und Architektur schrieb er bereits 1997: »Architektur und Skulptur sind zwei Flüsse, in denen dasselbe Wasser fließt. Man kann sich Skulptur als ungehinderte Plastizität vorstellen, während Architektur Plastizität ist, die sich einer Funktion und der offenkundigen Vorstellung menschlicher Maßstäblichkeit (durch Funktion) unterwerfen muss. Wo die Skulptur Funktion außer Acht lässt, ungebrochen ist von profanen Fragen der Verwendung, ist sie als reiner Ausdruck der Architektur überlegen.«

Hinzu kommt noch eine weitere Leidenschaft Calatravas bezüglich der Architektur – eben die für Bewegung, und zwar auch in ihrer naturgesetzlichen Form mit realen, sich wiederholenden Bewegungen. Sie manifestiert sich immer wieder in seinen Bauwerken, von den frühen Falttüren des Lagerhauses der Firma Ernsting’s family in Westfalen bis zum neueren, 82 Tonnen schweren Sonnensegel des Kunstmuseums in Milwaukee, Wisconsin, USA.

»Alles ist potenzielle Bewegung«, erklärt er dazu. »Im zweiten Newton’schen Axiom heißt es, dass die Beschleunigung eines Objekts von zwei Variablen abhängt – die auf das Objekt einwirkende reine Kraft und die Masse des Objekts. Masse und Beschleunigung stehen in Verbindung, und somit gibt es Zeit in der Kraft. Ich begriff, dass Architektur voller beweglicher Dinge ist, von den Türen bis zum Mobiliar. Architektur selbst bewegt sich auch und wird mit etwas Glück zu einer schönen Ruine. Alles verändert sich, alles stirbt, und zyklische Bewegungen bergen eine existenzielle Bedeutung.«

... der Leonardo unserer Tage?

So weit also in ihren Grundzügen die etwas abstrahierende Philosophie Calatravas zu Architektur, Kunst, Funktion, Bewegung und den existenziellen Dingen des Lebens, die sich jeweils in moderner Technik widerspiegeln. Plakativer und klarer auf den Punkt äußerte sich Joseph Seymour, ehemaliger geschäftsführender Direktor der Hafenbehörde von New York und New Jersey, als er den neu zu bauenden Bahnhof am Ground Zero an den Spanier Calatrava vergab: »Wir halten ihn für den da Vinci unserer Tage: Er vereint Licht und Luft und bauliche Eleganz mit Stärke!« Wenn Kunst und Technik zusammenkommen.

Bewegende Architektur

Dem spanischen Star-Architekten Calatrava gelingt es wie keinem Zweiten, die Faszination von Bewegung in seine Bauten zu integrieren; sein Werk stellt damit die perfekte Synthese von bewegter Technik und ästhetischer Kunst in der Architektur her.

Die Kombination aus Kunst, Architektur und Technik ist die Basis für das herausragende Werk von Santiago Calatrava. Als viertes, ganz wesentliches Element kommt die Faszination für Bewegung hinzu: Sie wohnt nach seiner Überzeugung auch allen statischen Objekten und Systemen inne.

In der Konsequenz hat Calatrava in den Jahrzehnten seiner Arbeit gezielt immer wieder Bauten entworfen und verwirklicht, die Bewegung symbolisieren oder erst ermöglichen, so zum Beispiel Terminals von Flughäfen und Bahnhöfen, U-Bahn-Stationen, Brücken, das Verkehrsdrehkreuz am neu entstehenden World Trade Center in Manhattan, ebenso eine geplante Seilbahn, die irgendwann Manhattan und Brooklyn mit Governors Island in New York verbinden soll.

Allen Bauten, auch den futuristischen Büro- und Wohngebäuden, ist dabei eines gemeinsam: Sie wirken wie bewegte Skulpturen, die wiederum durch filigrane, aber streng systematische Strukturen geprägt sind. Sein umfassendes, außergewöhnliches Werk hat Santiago Calatrava im Verlauf der zurückliegenden Jahrzehnte ungezählte Auszeichnungen eingebracht. Im Jahr 2005 erhielt er die Goldmedaille des American Institute of Architects als einer der bedeutendsten und innovativsten Architekten der Gegenwart.

Calatravas Highlights von A bis Z

  • Athen: Olympia-Stadion und -Gelände
  • Barcelona: Port de Barcelona, Funkturm
  • Buenos Aires: Puente de la Mujer
  • Dallas: Flughafen
  • Jerusalem: Saitenbrücke
  • Kuala Lumpur: KL Linear City
  • Los Angeles: Cathedral Square
  • Madrid: Flughafen Barajas
  • New York: U-Bahnhof World Trade Center
  • Santa Cruz de Tenerife: Auditorium
  • Stockholm: Olympiastadion
  • Toronto: Flughafenbrücke
  • Valencia: Palau de les Arts Reina Sofia
  • Zürich: Bahnhof Stadelhofen

Bewegte Technik

German Design Award für ClearLine von KHS

Der German Design Award 2014 geht an – ClearLine von KHS. Das ganz Besondere daran: Der Rat für Formgebung prämierte nicht wie üblich ein einzelnes Produkt, sondern ein ganzes Designkonzept. Weshalb?

Um es vorwegzunehmen: Die ClearLine-Philosophie von KHS optimiert mit konsequenter Abstimmung Ästhetik und Funktion und macht zugleich das Bedienen von Maschinen und Anlagen leichter.

Doch der Reihe nach: Den im In- und Ausland hoch angesehenen German Design Award vergibt seit 60 Jahren der Rat für Formgebung. 30 Designexperten aus Wirtschaft, Lehre und Wissenschaft entschieden für 2014 über die Preiswürdigkeit von insgesamt 1.900 Einreichungen. Gemeinhin zeichnet der Rat einzelne Produkte aus. Eine Besonderheit, dass die Jury ClearLine von KHS prämierte: ein einheitliches Designkonzept, das alle Maschinen einer Getränkeabfüll- und Verpackungsanlage mit einschließt und die KHS-Linienkompetenz auch optisch darstellt.

Das steckt dahinter: Die Entwickler des ClearLine-Designs für den KHS-Maschinenpark legten besonderen Wert auf ästhetische, haptische und ergonomische Gestaltung. Im Fokus standen zudem das Vereinfachen von Funktionen und die Reduktion von Teilen. Ziele: mehr Transparenz, verbesserte Übersicht, verringerter Montage- und Reinigungsaufwand sowie optimiertes Hygienic Design. Dazu gehört auch das neuartige Maschinenbediensystem HMI (Human Machine Interface).

Das Steuern und Überwachen von Maschinen und Produktionslinien ist nun in einem einheitlichen Interface (Hard- und Software) vereint. Der Bediener lenkt Maschine und Prozess über einfache Buttons, farbliche Darstellungen, einprägsame Icons und interaktive Befehle. Das ClearLine-Bedienkonzept wurde schon mehrfach prämiert – mit dem red dot: best of the best, dem iF product design award und dem iF gold award.


Dr. Franz-Josef Strittmatter, Journalist & Publizist, Dachsberg