Herr Maetz, welche Strategie verfolgt Danone generell mit seinen Marken an natürlichem Mineralwasser?

Die Besteuerung von Zucker in immer mehr Ländern, zunehmendes Übergewicht und ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein führen dazu, dass sich die karbonisierten Softdrinks weltweit rückläufig entwickeln und der Mineralwassermarkt weiterhin überproportional wachsen wird - angesichts unseres Portfolios an gesundheitsfördernden Produkten für Danone Waters eine erfreuliche Entwicklung. Um in diesem Zusammenhang auch Zielgruppen zu bedienen, die an reinem Wasser bisher wenig Freude haben, setzen wir mit großem Erfolg auf Aquadrinks, also natürliches Mineralwasser, Near-Water-Getränke und aromatisiertes Mineralwasser mit einem geringeren Zuckeranteil als viele andere gezuckerte Getränke.

Die weltweite Urbanisierung führt immer mehr Menschen speziell in Indonesien, China oder Lateinamerika in die Städte, wo sie sich wachsenden Wohlstand versprechen. Dort steigt der Bedarf an sicherem abgefülltem Wasser, das nicht mehr abgekocht werden muss, bevor es getrunken werden kann. Parallel entsteht ein Bedürfnis nach Qualität. Deshalb haben wir unserem Sortiment die Premium-Flasche „Prestige“ hinzugefügt, die in den Metropolen und besonders in der Gastronomie sehr gut ankommt. Weiteres Wachstumspotenzial schöpfen wir schließlich aus, indem wir uns an die wachsende Mobilität der Menschen anpassen. Dazu nutzen wir einerseits neben unseren traditionellen Distributionswegen verstärkt auch den Impulskanal mit Tankstellen und Kiosken, in dem wir bisher wenig präsent waren. Andererseits entwickeln wir neue Produkte, die unterwegs leicht zu konsumieren sind.

Welche Möglichkeiten zur Innovation gibt es im Zusammenhang mit natürlichem Mineralwasser?

Nehmen Sie zum Beispiel Evian, unser Flaggschiff, das in besonderem Maß für Innovation steht. Wir waren 1962 die Ersten mit einem Gesichtsspray, zunächst für Menschen mit Verbrennungen, später für kosmetische Zwecke. 1995 waren wir die Ersten, die Flaschen nicht mehr aus PVC, sondern aus PET gemacht haben, und wir waren wenig später die Ersten mit komprimierbaren Flaschen. 2013 haben wir mit dem „Evian Drop“ eine ganz neue und sehr handliche Darreichungsform für 200 Milliliter natürliches Mineralwasser herausgebracht. Im selben Jahr haben wir mit dem neuen „Prestige“-Flaschensortiment einen Weg gefunden, den Premium-Anspruch von Evian deutlich zu stärken. Ganz aktuell feiern wir durch die Kooperation mit KHS und NMP Systems eine weitere Welt­premiere: unser No-Film-Pack, das ganz ohne Schrumpffolie auskommt und die Flaschen nur durch Klebepunkte miteinander verbindet.

Ist Innovation auf die Produkte Ihres Sortiments beschränkt?

Ein großer Teil unserer Aktivitäten hat mit der Qualität unserer Produkte zu tun, die nicht nur von der Quelle bis zum Konsumenten gewährleistet sein muss, sondern schon mit dem Schutz der Wassereinzugsgebiete beginnt. Umweltaspekte spielen deshalb für uns schon lange eine große Rolle. Auch in anderer Hinsicht: Wir haben viel Energie aufgewendet, um sowohl recycelbares PET als auch einen bedeutenden Anteil an recyceltem PET in unseren Flaschen einzusetzen, und aktuell beschäftigen wir uns mit Biokunststoffen auf Pflanzenbasis. Es geht aber auch darum, wie wir in unseren Fabriken arbeiten. Wir investieren in die Reduktion unseres Energie- und Wasserverbrauchs, und wir streben den möglichst umweltschonenden Transport unserer Produkte zum Verbraucher an.

»Wir sind mutig und gehen Risiken ein, denn ohne Risiko gibt es keinen Innova­tionserfolg.«

Wie funktioniert das bei einem Produkt, das von einem einzigen Ort in die ganze Welt verschifft wird?

Angesichts von 7.000 Paletten am Tag beziehungsweise 1,7 Milliarden Flaschen im Jahr, die aus Évian in 140 Länder transportiert werden, ist die Logistik in der Tat eine überaus anspruchsvolle Aufgabe. Wir setzen stark auf den multimodalen Transport und investieren darin, den Anteil der Schiene an unserer Logistik zu maximieren. Schon heute verfügen wir in unserem Werk in Évian über den größten privaten Bahnhof Frankreichs und der nächste Schritt ist die Optimierung der Verteilung zwischen Schiene und Straße auf den letzten Kilometern zu unseren Kunden. Für die Verschiffung nach Übersee arbeiten wir mit Unterlieferanten, die ihre Umweltbelastungen reduzieren wollen – zum Beispiel, indem sie neue Schiffe benutzen oder ihre Geschwindigkeit drosseln, um den Treibstoffverbrauch zu senken.

Welchen Einfluss hat der besondere Status von Evian auf Innovationen?

Evian ist vielleicht nicht unsere umsatzstärkste Marke, aber mit Abstand die bekannteste – von Südamerika über Simbabwe bis ganz Asien. Egal wo auf der Welt Sie Evian trinken, es wird ausschließlich hier am Ufer des Genfer Sees abgefüllt. Im Zusammenhang mit Innovationen ist das eine Stärke und eine Herausforderung zugleich. Unsere Stärke ist, dass wir ein attraktiver Partner für Unternehmen sind, die ihre Neuentwicklungen mit uns sehr viel schneller als etwa mit dezentral organisierten Unternehmen wie Pepsi oder Coca-Cola weltweit auf den Markt bringen können. Wenn wir selbst etwas Neues starten wollen, müssen wir dafür aber von unseren hoch ausgelasteten Linien hier in Évian Kapazitäten abzweigen – das ist die Herausforderung.

Die Marketing-Perspektive

Bérengère Dupui, Evian Global Innovation Manager, Danone

Bérengère Dupui, Evian Global Innovation Manager, Danone

Der erste Touchpoint unseres Produktes für den Verbraucher ist die Verpackung. Bei einer Premium-Marke muss deshalb gerade sie dem Verbraucher eine Premium-Erfahrung bieten, und zwar hinsichtlich Design, Ergonomie und Anwendung. An diesen Dimensionen arbeiten wir permanent. Insofern stärkt das „Prestige“-Sortiment die Grundfesten unserer Marke: Innovation, Reinheit und Design. Mit ihren glatten und geraden Formen wirkt sie einfach und puristisch. Das betont die Transparenz und erinnert an den einzigartigen Ursprung von Evian im Herzen der französischen Alpen. „Prestige“ ist unsere Antwort auf den Wunsch von Verbrauchern nach einer formvollendeten Flasche.

Leider wird diese wunderschöne Flasche bisher von der Schrumpffolie verdeckt, die für den Verbraucher schwierig zu öffnen ist, in der Küche nicht gut aussieht, wenn sie einmal geöffnet ist, und Müll verursacht. Mit dem Nature MultiPack™ können wir jetzt erstmals ganz auf die Folie verzichten. Wir bieten mehr Nutzerfreundlichkeit und stellen gleichzeitig das Design unserer Flaschen als Symbol für die Reinheit unseres natürlichen Mineralwassers heraus – eine perfekte Kombination aus einer neuen Technologie, Consumer Insights und Markenpositionierung. Sowohl die Verbraucher als auch der Handel sind total begeistert, und in Frankreich wurden wir gerade mit dem bedeutenden „Grand Prix Stratégies du Design“ in der Kategorie Verpackung ausgezeichnet.

Auch wenn wir darauf sehr stolz sind, wollen wir das Kundenerlebnis auch weiterhin verbessern, den Premium-Charakter unserer Produkte ausbauen und die Kategorie Wasser neu erfinden. Die Zukunft unserer Flaschen und Verpackungen ist innovativ, differenzierend, praktisch, kundenorientiert und umweltbewusst.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit KHS und NMP Systems und welche Erfahrungen haben Sie in dieser Zeit gemacht?

Ihren Ausgangspunkt hatte unsere Zusammenarbeit bei unserem Besuch der drinktec 2013 in München. Bei KHS haben mein Kollege Germain Rivaux und ich das No-Film-Pack zum ersten Mal gesehen. Wir waren sofort begeistert, haben das Potenzial erkannt und konnten das Projekt bei Danone durchsetzen. Die besondere Qualität unserer Zusammenarbeit mit KHS und NMP Systems ist die gemeinsame Fähigkeit, die richtigen Experten aus allen Bereichen zusammenzuführen – vom ersten Augenblick an.

Wie gestalten Sie das Teamwork und führen es zum Erfolg?

In den letzten Jahren ist es uns gelungen, unser Silodenken zu durchbrechen und funktionsübergreifende Teams zu bilden. Wir interessieren uns nicht nur für die Zahlen im jeweils eigenen Bereich, sondern für die Gewinne und Verluste des Unternehmens: Es geht um das globale Bild. Es ist Teil unserer Kultur, jeden mitzunehmen. In der Praxis operieren wir wie innovative Start-ups mit Inkubatoren, die verschiedene Funktionen übernehmen, ohne dass einer die Führung an sich zieht. Dabei folgen wir keinen starren Regeln. Trotzdem funktioniert das Team, weil es viel Freiraum für Intuition und Ideen gibt. Wir sind mutig und gehen Risiken ein, denn ohne Risiko gibt es keinen Innovationserfolg. Der Trick ist, dass man einen Prozess definieren muss, um potenzielle Gefahren zu identifizieren und effizient zu handhaben. Und in der Umsetzung machen wir – zum Beispiel in Hinblick auf Qualität und Lebensmittelsicherheit – keine Kompromisse. Manchmal steht das im Widerspruch zu der Geschwindigkeit, mit der wir eine Innovation im Regal sehen wollen. Aber wenn Steve Jobs mit dem ersten iPhone gewartet hätte, bis es perfekt gewesen wäre, wer weiß, wann es dann auf den Markt gekommen wäre.

Wie gehen Sie bei der Auswahl Ihrer Innovationspartner vor?

Wir sind äußerst entscheidungsfreudig und können schnell Ressourcen mobilisieren, um Innovationen zu ermöglichen. Deshalb erwarten wir Zugang zu Entwicklungen, die zu unserer Strategie, unserer Prozessoptimierung oder den Bedürfnissen unserer Kunden passen. Dabei geht es keineswegs nur um das traditionelle Abliefern von Kapazität und Performance, sondern darum, über die konventionellen Parameter hinaus bei der Bereitstellung und gemeinsamen Entwicklung von Innovationen zusammenzuarbeiten.

Große Pläne beschäftigen Frederic Maetz angesichts der Rundumerneuerung der Mineralwasser-­Abfüllbetriebe in Évian schon seit Jahren.
Aus der 1903 errichteten berühmten Cachat-Quelle fließt das Wasser von Evian das ganze Jahr hindurch mit einer Temperatur von 11,6 Grad Celsius.
Eine Weltpremiere ist das mit KHS und NMP Systems entwickelte No-Film-Pack, das Flaschen nur durch Klebepunkte verbindet – ganz ohne Schrumpffolie.
Frederic Maetz befasst sich intensiv mit allen Fragen rund um die Themen Innovation und Nachhaltigkeit.
Frederic Maetz, Vice President Global Engineering, Danone Waters
Frederic Maetz, Vice President Global Engineering, Danone Waters
Frederic Maetz, Vice President Global Engineering, Danone Waters
Evian

Wie funktioniert das in der Praxis?

Für uns zählt in erster Linie der Vorsprung vor dem Wettbewerb. Natürlich ist uns aber auch bewusst, dass unsere Partner so viele Maschinen verkaufen wollen wie möglich, und wir wollen nicht verhindern, dass diese auch für unseren Wettbewerb zugänglich sind. Das führt zu einem gewissen Konflikt, aber mit KHS und NMP Systems haben wir beim No-Film-Pack einen guten Kompromiss gefunden. Hier haben uns KHS und NMP eine befristete Exklusivität im Markt zugesagt – aus unserer Sicht ein guter Lohn für die zwei Jahre Entwicklungsarbeit, die wir hier investiert haben.

Welche Erwartungen haben Sie an das Thema Service?

Weil jeder Anbieter für sich in Anspruch nimmt, die beste Technologie anzubieten, könnte man fast glauben, dass es keinen großen Unterschied macht, bei wem man eine Anlage letztlich kauft. Weil wir unser Equipment aber nicht nur für ein paar Monate, sondern für 20 oder 30 Jahre kaufen, ist das Verhältnis zwischen den Partnern entscheidend. Es reicht nicht, sich nur blicken zu lassen, wenn eine neue Investition ansteht. Wir erwarten eine dauerhafte Begleitung, um die Effizienz unserer bestehenden Ausstattung laufend zu optimieren. Dazu muss man ganz enge Verbindungen zu allen Ansprechpartnern pflegen, nicht nur im Headquarter, sondern überall vor Ort. Das hat auch sehr viel mit Menschen zu tun – und mit Nähe.

Evian

  • 1965 erbauter Abfüllbetrieb
  • 100.000 Quadratmeter Hallenfläche
  • 15 Linien, davon 11 PET-Linien
  • 13 Kilometer eigene Eisenbahngleise
  • 7.000 Paletten pro Tag
  • 1,7 Milliarden Flaschen pro Jahr

Welche Erwartungen haben Sie an die Zusammenarbeit mit KHS?

Verpackung ist ein wesentlicher Teil unseres Produktes und unseres Markenerlebnisses. Bei neuen Entwicklungen bringen wir uns mit unserer Expertise voll und ganz ein, von der technischen Entwicklung bis hin zur Marktforschung, und unterstützen KHS bei der Finalisierung seiner Entwicklungen. Das funktioniert in beide Richtungen: Uns ermöglicht es den Zugang zu Innovationen, und für KHS öffnet es die Türen zu weiteren Geschäftserfolgen. Parallel zur guten Zusammenarbeit am No-Film-Pack haben wir beispielsweise unsere Partnerschaft auch in Bezug auf klassische Anlagen verstärkt und in den letzten zwei Jahren diverse Schrumpfpacker und eine Dosenlinie von KHS gekauft.

Welche Perspektive sehen Sie in der Zusammenarbeit mit KHS?

Ich wünsche mir von KHS, dass es ein innovatives Unternehmen bleibt, für dessen Ideen und deren gemeinsame Umsetzung wir auch in Zukunft sehr offen sind.

Ihr Ansprechpartner zu dem Thema

Arne Andersen
Global Key Account Manager Danone Waters
KHS GmbH, Dortmund

Telefon: +49 (0)175 5859911
E-Mail: arne.andersen@khs.com