KHS hat den Anspruch, für Kunden »First Choice in Technology and Service« zu sein. So war es nur folgerichtig, neue Überlegungen und Planungen einzuleiten, als das bisherige Hochregallager am Stammsitz Dortmund einfach zu klein wurde und auch die dort eingesetzte Technik nicht mehr dem neuesten Stand entsprach. Zu rasch war KHS in den vergangenen Jahren gewachsen und damit verbunden die Nachfrage der Kunden nach umfangreichen und schnellen Serviceleistungen sowie modernster Neumaschinentechnologie.

Ergebnis der Planungen ist eine Partnerschaft mit DB Schenker Logistics, dem Transport- und Logistikdienstleis­ter der Deutschen Bahn. Von einem neuen KHS World Logistics Center (WLC), nur knapp drei Kilometer entfernt vom Stammhaus in Dortmund gelegen, erfüllt DB Schenker im Auftrag von KHS die weltweite Teilelogistik sowie die Produktionsversorgung für den Standort Dortmund. Eine gute Wahl, denn der Logistikpartner bietet mit rund 2.000 Standorten auf allen Kontinenten ein globales Netzwerk, das auf Kundenservice, Nachhaltigkeit, Effizienz und Qualität ausgerichtet ist. In den Sektoren Land-,­ Luft- und Seefracht besitzt das Unternehmen mit zirka 96.000 Mitarbeitern in über 130 Ländern eine herausragende Position. Für die Kunden von KHS bedeutet dies optimierte Lieferleistungen in kürzerer Zeit. Möglich gemacht vor allem durch

  • die Konzentration von bislang vier Lagerorten am Standort Dortmund auf ein logistisch optimal gestaltetes Zentrallager,
  • größere und zudem ganzjährig witterungs­unabhängige Lademöglichkeiten für LKW,
  • das flexible Ausweiten der bisherigen Kapazität auf fast das Doppelte pro Tag,
  • eine flexiblere Personaleinsatzplanung, um auf Auslastungsschwankungen besser reagieren zu können, sowie
  • die Möglichkeit, das Abnahme- und Mustermaterial der Kunden im WLC zu vereinnahmen und termin- sowie bedarfsgerecht in den richtigen Mengen an die montierenden Werke zu liefern.

Natürlich spielen Lager- und Logistiksoftware als »Back­bone« des Logistikcenters mit weit über 40.000 Materialien auf bis zu 20.000 Quadratmetern (entspricht etwa vier Fußballfeldern) eine entscheidende Rolle. Und genau hier hakte es insbesondere beim Start des neuen Mega-Lagers: Die SAP-Systeme der Partner passten im Detail nicht an allen Schnittstellen zueinander. Aufgrund der Komplexität der Abläufe und Strukturen kam es bei Bestellungen zu ärgerlichen Fehlern und kurzzeitigen Verzögerungen, die ausgewiesene Experten trotz einer umfangreichen Testphase im Vorfeld nicht erkannt haben.

Zu beachten ist, dass ein Warmlaufen, wie es KHS bei den Anlagen der Kunden stets vornimmt, bei einem Vorhaben in der Dimension des WLC kaum zu realisieren war. Ergebnis: Trotz detaillierter Projektplanung und intensiver Integrations- und Massentests hat der Start des WLC nicht zur Zufriedenheit der Partner DB Schenker und KHS geklappt, und einige Kunden mussten leider deutlich länger als gewohnt auf ihre Bestellung warten. Marc Hartmann, COO der KHS GmbH, sieht es so: »Das bedauern wir aufrichtig, und wir haben schnellstmöglich alle Maßnahmen ergriffen, um die negativen Auswirkungen so weit wie nur irgend möglich zu begrenzen. Mittlerweile läuft längst alles reibungslos – unserem Anspruch First Choice angemessen.« (siehe: Fünf Fragen an …). Verständnis, auch ein wenig Mitgefühl, aber zugleich Vertrauen zeigten betroffene Kunden. »Wir haben alle schon Großprojekte dieser Art ausgeführt und wissen, vor allem, wenn das SAP-System nicht richtig funktioniert, zu was für einer Herausforderung das führen kann. Es ist gut, dass Sie uns klar und deutlich informieren und prognostizieren, wie und wann Sie die Probleme lösen werden und man sich wieder auf dem richtigen Weg befindet«, so Rik Coelman, Category Leader Investment Projects Global Procurement bei HEINEKEN International.

In der Tat zeigen die internen Statistiken, dass die Verfügbarkeit der Ersatzteile bereits merklich höher als zuvor ist und sich die Lieferfristen wie geplant zum Vorteil der Kunden entwickeln. Auch kann KHS nunmehr die Lagerhaltung für neue Produkte optimieren und die Produktionswerke in Deutschland, in den USA, in Brasilien, Indien und China besser versorgen. Gleiches gilt für die Versorgung der so genannten KHS-Lager-Hubs an wichtigen Orten dieser Welt wie etwa Shanghai, Lagos oder Nigeria. First Choice in Technology and Service: nicht mehr, aber auch nicht weniger!

»Nach einem schwierigen Start sind wir jetzt auf Kurs und das WLC arbeitet so erfolgreich, wie wir es erwartet haben.«

Marc Hartmann, COO der KHS GmbH

5 Fragen an ...

Herr Hartmann, weshalb die Kooperation mit DB Schenker Logistics?

KHS ist international nachhaltig gewachsen, und wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen – die Entwicklung und den Bau von kundenspezifischen Abfüll- und Verpackungsmaschinen und -anlagen. Daher haben wir uns entschieden, für den logistischen Support einen erfahrenen, spezialisierten Dienstleister für die weltweite Ersatzteillogistik und Produktionsversorgung einzusetzen. Mit DB Schenker Logistics haben wir einen guten Partner gefunden.

Der Start des KHS World Logistics Center war etwas holprig …

… ja, das kann man wohl so sagen. Wir möchten auch nichts beschönigen oder gar verschweigen – KHS stand und steht immer für volle Transparenz gegenüber Kunden und Partnern. Tatsächlich lief es zu Beginn ganz und gar nicht rund, insbesondere aufgrund nicht vorhersehbarer IT-technischer Problematiken. Das hat in kurzer Zeit zu einem erheblichen Lieferrückstand geführt. In wenigen Tagen über 40.000 Teile an einen anderen Ort in ein weitestgehend neu designtes System zu bringen, ist stets mit Stolpersteinen verbunden, leider in diesem Fall mit Stolpersteinen in unerwarteter Größe.

Was passierte bei den Kunden?

Trotz aller Sofortmaßnahmen auf Seiten von KHS und DB Schenker haben einige Unternehmen Verzögerungen in der Belieferung hinnehmen müssen, das bedauern wir sehr. In diesen Fällen haben wir unsere Kunden so transparent und schnell wie möglich informiert.

Welche Schritte haben Sie konkret eingeleitet?

Bei Verspätungen? Im Notfall ging das Teil eben per Luftfracht und nicht mit dem LKW oder Schiff zum Kunden. ­Natürlich gab es im WLC ein Krisen­management, das Prioritäten erarbeitete. DB Schenker hat sein Personal zeit­weise nahezu verdoppelt und seine besten IT-Spezialisten hinzugezogen, zudem prüfen Experten von KHS Waren­ein- und -ausgang auf Qualität. Es waren anstrengende Wochen, aber als Team konnten wir diese große Aufgabe gemeinsam bewältigen. Außerdem zeigen solche Extrema, dass sich auch unerfreuliche Schieflagen auf vertrauensvolle und partnerschaftliche Weise mit den Kunden lösen lassen.

Und die Zukunft des WLC?

Die Zukunft hat dort schon begonnen (schmunzelt). Denn seit einigen Monaten sind wir komplett im Fahrplan und können Zulieferern und vor allem unseren externen und internen Kunden alle Annehmlichkeiten und Vorteile eines funktionierenden KHS World Logistics Centers bieten; nämlich im Wesentlichen die bessere Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Umbauten und Neumaschinen weltweit. Und darauf kommt es uns an.

Das Interview führte Jürgen Jacobs, Wirtschaftsjournalist in Köln