Die KHS-Geschäfte liefen bereits vor der Eröffnung einer eigenen Niederlassung in Australien gut. Warum war die Entscheidung für die KHS-Präsenz vor Ort von so hoher Bedeutung?

Es stimmt – unsere Lösungen waren schon vor 1988 sehr gefragt. Beispielsweise hatten wir in Australien damals schon fünf der weltgrößten KHS-Dosenfüller im Markt. Dazu kamen mehr als zehn Flaschenfüller, zahlreiche Verpackungsmaschinen und sechs Turnkey-Linien. Da lag es auf der Hand, den Service vor Ort von einem eigenen Büro aus auszubauen, um die bestehende Kundenzufriedenheit bei weiter steigender Nachfrage zu erhalten. 

Wie hoch ist der KHS-Marktanteil bei Abfüll- und Verpackungstechnik in der australischen Getränkebranche heute?

Im Bier- und Softdrinkmarkt beträgt er rund 70 Prozent. Besonders stark sind wir nach wie vor bei der Fülltechnik. Etwa 80 Prozent aller eingesetzten Systeme sind hier KHS-Füller. Betrachtet man ausschließlich den Part Dosenfüller, steigt der KHS-Anteil auf 90 Prozent. Zu unseren Kunden zählen Branchengrößen wie Coca-Cola Amatil, Schweppes, Lion Nathan oder auch Coopers ganz genauso wie kleine und mittelständische Unternehmen wie zum Beispiel die Craft-Brauerei Gage Roads. Sie alle sind seit Jahren unsere Kunden und vertrauen auf unsere Expertise. Übrigens sind wir auch in der Wein-, Sekt- und Spirituosenbranche sehr präsent. Beispielsweise lieferten wir für das Weingut Casella die weltweit größte KHS-Abfüll- und -Verpackungslinie in der Weinbranche mit einer Leistung von bis zu 42.000 Glasflaschen pro Stunde.

Was schätzen australische Kunden an KHS-Technik ganz besonders?

Vor allem die Tatsache, dass es sich um innovative und gleichzeitig robuste Lösungen handelt, die über eine hohe Flexibilität verfügen und kosteneffizient sowie nachhaltig arbeiten. Außerdem zählen das Argument »Made in Germany« und die hohe Kompetenz unserer Service- und Verkaufsmannschaft. Um sie zu erhalten, findet ein permanenter Austausch mit dem KHS-Headquarter in Deutschland statt. Außerdem sind unsere Service- und Verkaufskräfte jedes Jahr mindestens einmal bei Schulungen in Deutschland.

Welche Trends sehen Sie in den nächsten Jahren auf die australische Getränkebranche zukommen und wie könnte sich das auf KHS auswirken?

Die Verbraucher, insbesondere junge Erwachsene, werden beim Getränkekonsum immer probierfreudiger und sind nicht mehr so stark auf bestimmte Marken fixiert wie früher. Das stellt Getränkeunternehmen vor neue Herausforderungen und erfordert von ihnen weiterhin hohe Flexibilität. Der Bierkonsum etwa ist in Australien in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken und mittlerweile bei einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von circa 75 Litern angelangt. In den 1990er Jahren waren es etwa 100 Liter. Meiner Meinung nach ist der Bodensatz hier so gut wie erreicht. Gewinner sind vor allem die Brauereien, die innovationsbereit sind und zu klassischen auch neue Biervarianten mit ins Spiel bringen. So erleben Craft-Brauereien in Australien derzeit einen deutlichen Aufschwung. Bei Softdrinks blicken wir momentan auf ein Phänomen, das sich in fast allen Regionen der Welt abzeichnet: Während der Wasserkonsum in die Höhe schnellt, bewegen sich kohlensäurehaltige alkoholfreie Getränke eher abwärts. Insgesamt gesehen heißt es für die Getränkebetriebe, vor allem Neuem gegenüber aufgeschlossen zu bleiben. Dass die Getränkebranche das so wahrnimmt, bemerken wir unter anderem auch an der stark steigenden Nachfrage nach Maschinen- und Anlagen-Upgrades, die ein noch flexibleres Agieren ermöglichen. Künftig erwarten wir außerdem, dass immer mehr unserer Kunden Serviceverträge abschließen, damit sie die hohe Anlagen- und Maschineneffizienz über die gesamte Lebensdauer ihrer Maschinen und Anlagen jederzeit sichergestellt wissen. Alles in allem rechnen wir damit, dass KHS in Australien auch weiterhin eine führende Rolle einnimmt.  

Herr Hofmann, vielen herzlichen Dank für das Gespräch.


Das Interview führte Friederike Arndt.